Samstag, 1. November 2008

Reisebericht Ägypten 2003 - Sharm el Sheikh

Ägypten 2003 - Sharm el Sheikh
Tauchbericht unserer Tauchreise

Diese Reise kann man eigentlich nicht wirklich als eine reine Easterbunnies Tour bezeichnen, da wir mit einer richtigen Horde Leuten verreist waren und Onkel auch gar nicht mit war. Nun ist es nicht das einzige Mal gewesen, das der ein oder andere gefehlt hatte, aber nie zuvor, noch danach sind andere Leute mit uns auf Tour gegangen.Trotzdem will ich diese Tauchreise hier erzählen, da sie sehr lustig war und wir auch eine tolle Gruppe waren.



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Zum Ende des Jahres kam irgendwie die Idee auf nochmal in Urlaub zu fahren. Diesmal war der Unterschied nur, das auch einige unserer Freunde noch vorhatten in Urlaub zu fahren. Zu irgendeiner Gelegenheit kamen wir drauf, das wir den Urlaub gemeinsam verbringen könnten. Im Endeffekt waren neben uns drei Bunnies, noch Susanne, Carsten alias Kressy, der Gy und Simone dabei. Simone kann man eigentlich nicht wirklich zum Freundeskreis zählen, aber sie war damals eine Kollegin von mir und auch sie wollte noch Urlaub nehmen, weswegen ich sie gefragt hatte, ob sie nicht einfach mitfahren wolle. Sie sagte zu und so hatten wir die Truppe beieinander.

Die Sonne und das Meer im Blick

Da wir alle, bis auf Simone, Taucher sind, war klar, das wir einen Tauchurlaub verbringen wollten. Zu dieser Jahreszeit (November) bieten sich eigentlich nur Fernziele an, aber in Anbetracht der Tatsache, das wir nur eine Woche hatten, entschlossen wir uns für Ägypten, was aber schon ein Lotteriespiel sein kann. Die Suche nach dem passenden Ort gestaltete sich relativ einfach, da wir nicht nach Hurgharda wollten und wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel vom Süden wussten bzw. die Flüge dorthin ungünstige Zeitpläne hatten. Also blieb Sharm übrig und nun galt es nur noch eine adäquate Unterkunft zu finden. Wir entschieden uns für das Ghazala Beach, dessen Schwesterhotel Ghazala Garden 1,5 Jahre später traurige Berühmtheit erlangte, als ein mit Sprengstoff beladener LKW in die Lobby raste und 30 Menschen uns Leben kamen.

Pool und Bungalows des Ghazala

Wir flogen direkt nach Sharm und wurden am Flughafen dann in die entsprechenden Busse verfrachtet, die alle Urlauber in ihre Hotels bringen sollten. Die Busse selbst waren schöne Schrottkarren. Die Scheiben hatten teilweise Einschusslöcher oder waren gesprungen und innen waren sie auch nicht gerade das was man sich unter einem Reisebus vorstellt. Aber gut, es sollte ja nur in die Stadt gehen und die Vorfreude war groß, weswegen wir auch locker darüber hinwegsehen konnten. Das Ghazala liegt im Stadtteil Naama Bay, das auch das touristische Zentrum von Sharm ist. Dort befinden sich etliche Hotels entlang des Strandes und mittendrin unsere Bleibe für die kommende Woche. Das schöne an unserer Unterkunft war, das sich die meisten Zimmer nicht in einem Hauptgebäude befanden, sondern in kleinen Bungalows im Garten verteilt waren. Mittendrin befindet sich der Pool um den dann die Zimmer und das Restaurant platziert wurden. Eine Bar befindet sich jenseits der Strandpromenade am Strand. Wir hatten die Zimmer recht schnell aufgeteilt und konnten schon kurz darauf mal die Gegend erkunden und die Tauchschule aufsuchen. Die Basis befand sich gleich um die Ecke und ist eine der bekanntesten in Sharm, nämlich die Sinai Divers, die auch Basen in Dahab oder Marsa Alam haben. Dort haben wir uns eingecheckt und die Details für den kommenden Tag besprochen und vereinbart. So sollten wir morgens einen Checkdive durchführen und danach aufs Boot um endlich im Roten Meer abzutauchen. Den Rest des Tages verbrachten wir am Strand und abends im Ort. Dort waren wir noch was essen und sind ein wenig durch den Ort geschlendert.


Sinai Divers

Strand des Ghazala

Am Morgen ging es im Restaurant frühstücken und schon bald mussten wir feststellen, das "Servicewüste" auch im Wüstenstaat Ägypten ein durchaus verwendbarer Begriff ist, denn alles was man sich nicht selbst holen konnte, nämlich die Getränke, bekam man nur wenn man richtig Druck machte oder sogar selbst an den Kaffeekocher ging. Dies führte dann aber dazu das die Jungs zur Geduld mahnten und sich nicht die Kanne abnehmen ließen. Alles eine Frage von Bakshish. Allerdings verstehen die Jungs nicht, das man das Trinkgeld eher am Ende des Urlaubs gibt und das eben nur wenn der Service ok war. Ärgerlich war halt nur, das wir die folgenden Tage morgens nicht viel Zeit hatten, da wir zur Tauchschule mussten. Naja, aber irgendwie ging es doch alles und somit arrangierten wir uns. Die einzige die Zeit hatte, war Simone, die nicht taucht und es vorzog einfach am Pool oder Strand eine Liege zu nehmen und sich rösten zu lassen.
Der Checkdive war kein wirklicher Spaß. Wir rödelten auf und gingen direkt über die Strandpromenade an all den Sonnenanbetern vorbei ins Wasser. Wir hatten alle mind. 7mm Anzüge und entsprechend Gewichte, aber glaubst Du ich wäre runtergekommen? Ich glaube ich hatte 9kg um die Hüften aber ich hing wie einer der an der Decke geht unter der Wasseroberfläche und kam nicht runter. Mit ein paar Extragewichten kam ich doch runter und konnte meine Übungen absolvieren. Bei den anderen lief es problemlos und so bekamen wir das "Go" für das Boot und so konnte es losgehen. Das Boot liegt am Hafen, der ein Stück von der Basis entfernt liegt. Man wird mit einem Shuttle dorthin gebracht. Anschließend geht es auf das entsprechende Boot, denn es liegen diverse Boote am Pier, die von anderen Schulen oder Anglern genutzt werden.

Riesenmuräne am Hausriff

Am Hafen

Der erste TG führte uns an Far Garden, das ein einfach zu betauchendes Riff ist. Wir hatten tolle Sicht und bekamen diverse Rifffische zu sehen, wie verschiedene Kaiserfische und Füssiliere, aber auch Dickkopfmakrelen oder die schöne Fadenmakrele. Nach diesem einen TG ging es schon wieder heim, da wir ja erst nachmittags losgefahren waren. Die Laune war super nach diesem ersten TG und wir alle hatten ein gutes Gefühl gehabt, vor allem, da einige der Buddyteams noch nicht eingespielt waren. Das Boot mit dem wir unterwegs waren war ausreichend groß und wir hatten oben ein Sonnendeck wo wir uns in der Nachmittagssonne aufwärmen konnten.


Das Hinterland des Sinai

Daheim angekommen machten wir uns ins Hotel auf und trafen Simone nicht mehr am Strand sondern am Pool. Der Grund dafür war der verlorene Kampf um eine Liege mit, ich glaube, ein paar Russen. Die Russen sind in Sharm eh ein recht weit verbreitetes Völkchen, das bei uns allerdings nicht wirklich beliebt war, da sie, gerade im Wasser, kaum Rücksicht nahmen und auf Korallen rumtrampelten, aber auch an Land eher unangenehm auffielen. Leider hat sich in Ägypten, und das nicht nur in Sharm, die Unsitte breitgemacht, die Strandliegen mit Badetüchern zu belegen. Unsere Freunde aus dem Ostblock haben sich diese Unart aber auch schnell zueigen gemacht. Am Abend gab es nach dem Essen noch eine kleine Animation für die Gäste an der Hotelbar. Ein Alleinunterhalter versuchte die verwöhnten Touris ein wenig zu erheitern, was ihm aber mehr schlecht als recht gelang. Dafür war hinterher mal schön Alarm angesagt, als wir die Bar stürmten. Bei einigen ging es recht lange und am nächsten Morgen konnte man beim ein oder anderen noch die Spuren des Vorabends erkennen.

Man beachte das alle Liegen "reserviert" sind

Es ging am folgenden Tag nochmal an einen der Local Spots, nämlich Temple und Ras Umm Sid. Besonders Ras Umm Sid war sehr schön. Der Platz liegt an einem Leuchtturm, der den Beginn der Strasse von Tiran markiert. Unter Wasser bekamen wir einen regelrechten Wald an Gorgonien und Hartkorallen zu sehen. Ausserdem war die Fischvielfalt wirklich bemerkenswert. Neben Füssilieren, Schnappern, Wimpelfischen bekamen wir auch Kaiserfische und Napoleons zu sehen.
Unser großer Wunsch war allerdings, die besagte Straße von Tiran zu betauchen (Kressy hatte allerdings einen anderen grossen Traum, auf den ich noch zu sprechen kommen werde). Man muss sich dabei vorstellen, das diese Engstelle zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aqaba ein enormes Fischaufkommen aufweist und dadurch auch die ganzen Räuber wie Haie, Makrelen, Marlins usw. anlockt. Das Wasser, welches durch diese Meerenge gedrückt wird, sorgt natürlich auch für Strömung und steigert den Anspruch der Tauchplätze. Die bekanntesten Spots dort sind die vier Riffe Jackson, Woodhouse, Thomas und Gordon, die nach den jeweiligen Geologen benannt wurden, die sie erforschten. Es sollte allerdings noch ein paar Tage dauern bis wir dorthin fuhren. Vorher gab es noch ein paar Dives am Ras Mohammed. Dies ist ein Marine Nationalpark an der südlichsten Spitze der Sinai Halbinsel. Auch dort gibt es einige sehr spektakuläre Tauchspots. Dazu gehören das Yolanda Reef und das Shark Reef. Beide Plätze liegen im südlichsten Bereich des Nationlparks und recht anspruchsvoll. Die Strömungen können aus unterschiedlichen Richtungen kommen und durch die Lage genau zwischen Golf von Suez und der Strasse von Tiran wechselt das auch mal recht schnell. Wir jedenfalls hatten einen tollen TG u.a. mit vielen Barrakudas, Thunfische und Muränen. Dazu haben wir immer einmal einen "Ausflug" ins Blau gemacht um evtl. doch mal einen Hai zu Gesicht zu bekommen, aber leider ohne Erfolg.

Wir hatten Spass

Blaupunktrochen

Querbandbarrakudas

Die Abende verbrachten wir alle gemeinsam. Nach der Rückkehr von den Tauchausfahrten gingen wir noch an den Pool und später "auf Stube" um uns frisch zu machen. Anschließend ging es zum Essen und später noch im Ort in ein Café oder eine Shisha Lounge. Shisha? Dürfte bekannt sein, oder? Das ist eine Wasserpfeiffe aus dem arabischen Raum, die man mit aromatisiertem Tabak raucht. An einem Abend allerdings haben wir einen Nacht-TG gemacht. Dieser TG fand direkt am Strand vor unserem Hotel statt. Wir sind also mit dem ganzen Gerödel über die Strandpromenade und mit unseren Lampen dann ins Wasser gewatet. Es dauerte gar nicht lange und es zeigten sich die ersten Rotfeuerfische im Schein der Lampen. Das Wasser war nicht sonderlich tief, so etwa 5m, und die Feuerfische wurden immer mehr und folgten dem Schein der Lampen. Dies führte dazu, das es zu hektischem hin- und herleuchten kam und der ein oder andere etwas unruhig wurde. Ich empfand es auch nicht als entspannend ständig nach den Rotfeuerfischen schauen zu müssen und nicht den Rest der Fauna bewundern zu können. So beschlossen wir nach bereits 15 Min. den TG abzubrechen und es dabei zu belassen. Zu allem Überfluss habe ich meine Maske noch irgendwo auf der Mauer liegen gelassen, als ich auf die anderen wartete. Ein TG zum vergessen.


Am Tag darauf ging es dafür, zur Belohnung sozusagen, endlich in die Straße von Tiran. Wir sollten zunächst ans Woodhouse Reef, welches das nördlichste der vier Riffe in der Meerenge ist. Wider Erwarten hatten wir gar keine Strömung, dafür aber unheimlich viele Fische, allerdings keine Haie. Die Mittagspause verbrachten wir in einer Lagune, dem Lagona Reef im Osten der Straße. Dort hatten wir auch eine Begegnung mit einem Boot russischer Schnorchler. Wie schon bereits erwähnt, nahmen diese keine Rücksicht auf das maritime Leben und stiefelten munter über die Korallen. Diese Aktionen sollten mal zum Anlass genommen werden bestimmte Arten von Ausflügen zu überdenken, denn ich denke nicht, das die Natur auf Dauer dem Ansturm unvorbereiteter Schnorchler oder Taucher gewachsen sein wird. Dafür sollten Maßnahmen ergriffen werden, die z.B. die Teilnehmer auf solche Umgebungen vorbereitet und die Sinne für den Erhalt der Unterwasserwelt schärft. Solange aber nur der Profit im Vordergrund steht sehe ich schwarz für die Zukunft. Gerade im Bereich um das Rote Meer, zumindest auf ägyptischer Seite, habe ich so meine Bedenken das dort nachhaltig etwas unternommen wird. Der zweite TG allerdings war spektakulär. Wir betauchten das Thomas Reef und hatten ordentlich Strömung. Wieder einmal gab es keine Haie, aber Thunfische sahen wir und die Strömung sorgte für einiges an Spannung. Auf der Rückfahrt bekamen wir ein sehr seltenen Gast in diesen Gewässern zu sehen. Es war ein Segelfisch, der mit voll aufgestellter Rückenflosse unter der Wasseroberfläche schwamm. Der Segelfisch ist übrigens der schnellste Fisch der Welt.

Segelfisch

Ich erinnere mich noch an einen Tauchtag, an dem das Wetter etwas schon etwas unbeständig war. Es gab etwas Dünung und nach dem ersten TG, am bereits erwähnten Yolanda Reef, mussten wir einen Platz zum Ankern finden, der etwas geschützt war, um die Oberflächenpause machen zu können. Diesen fanden wir in einer Bucht im Ras Mohammed Nationalpark. Dort konnten wir noch schnorcheln und waren vor der unruhigen See geschützt. Der fand am Ras Za`atar statt, das direkt an der Ecke zwischen offener See und der Lagune liegt. Wir bereiteten uns wieder auf dem schaukelnden Boot auf den TG vor. Es war kurz vor dem Sprung ins Wasser als nochmal ein Eimer Wasser zum reinigen der Masken gereicht wurde. Dieser Eimer kam nicht weit, denn Susanne musste sich just übergeben und tat dies in den Eimer. Allerhöchsten Respekt aber zollten wir ihr dafür, das sie kurz darauf mit uns anderen ins Wasser sprang um den TG zu absolvieren. Ihr Argument dafür war, das es Unterwasser weniger schaukelt. Eine völlig richtige Einschätzung.

Nun aber mal zu Kressy´s Traum. Wahrscheinlich wundern sich schon einige der Taucher, die die Region kennen schon warum ich es noch nicht angesprochen habe. Er wollte die Thistlegorm betauchen. Dabei handelt es sich um einen im 2. WK durch die Deutschen versenkten Frachter der Briten und eins der grössten Wracks im Roten Meer. Die Ausfahrt sollte gegen 4h losgehen, weswegen nur noch Bernhard mitgefahren ist. Uns anderen war es einfach zu früh, wo schon jeder Tag um 7.30h begann. Nach der Rückkehr der beiden waren diese total begeistert. Das Schiff ist wohl wirklich so gross, das man auch hindurchtauchen kann und zudem ein wirklich imposantes Gebilde unter der Meeresoberfläche.
Zum Abschluss der Woche sind wir nochmal in der Strasse von Tiran getaucht. Die TG am Jackson und Woodhouse Reef waren nicht einfach. Die Strömung war mitunter ziemlich stark und auch die Fische waren wieder alle da. Zackenbarsche, Schildkröten, grosse Barrakudas usw. Ausserdem war der letzte TG dort auch mein 50er.

Kressy an der Thistlegorm

Thistlegorm

Taucher vor der Thistlegorm

Am Flughafen haben wir dann mal einen Geschmack dafür bekommen wie die Verteilung der Nationalitäten unter den Touris ist. Von etwa 10 Flügen, die angeschrieben waren, gingen zwei Maschinen nach Deutschland, eine nach Italien und die restlichen sieben nach Russland.


Rückblickend ist mein Fazit gemischt. Toll war der Urlaub in der Gruppe. Wir haben uns alle sehr gut verstanden und viel Spass gehabt. Die Unterkunft war auch soweit ok, allerdings war das hoteleigene Restaurant nicht so der Kracher. Die Tauchplätze sind zwar toll, aber die Taucherei ist schon ein grosser Industiezweig, der mitunter dazu führt das viele Boote rumschippern und die Horden an Tauchern von A nach B bringen. Dies lässte ein wenig das Gefühl der Ausbeutung der Meere aufkommen.


Meine Top 5:

1. Yolanda/ Shark Reef

2. Jackson Reef

3. Woodhouse Reef

4. Thomas Reef

5. Ras Za´atar