Samstag, 31. März 2012

Reisebericht Yap - Mikronesien 2012 Teil 1

Habt ihr euch schon mal gefragt wo die ganzen Menschen hinfliegen, die einem so am Flughafen begegnen? Während ich auf meinen Reisebeginn wartete, schaute ich mich um und entdeckte Menschen mit unterschiedlichsten Reiseführern oder Prospekten. Ich sah Leute mit Zielen wie Brasilien, Neuseeland oder aber auch Wien. Ich fragte mich ob irgendwer ein ähnliches Reiseziel haben würde und wer im gleichen Flugzeug flöge? Fragen über Fragen. Einer Sache jedoch war ich mir ziemlich sicher, und sollte recht bekommen, nämlich, dass keiner unsere Destinationen ansteuern würde. Also Begleitet uns mal wieder auf einer Reise um die halbe Welt.

23 ist eine Zahl die sich (fast) jeder Reisende einprägen sollte. Meine Bekanntschaft damit machte ich beim Check-in, als die Waage sich bei 26kg einpendelte. Dies sei zu viel meinte die Dame am Schalter, und ob ich irgendwas ins Handgepäck packen könnte. Die Lust war gering in der Tasche rumzuwühlen, da auch alles strategisch gepackt war, und so entgegnete ich das es sehr umständlich sei. Sie legte mir nahe etwa 2kg rauszunehmen und ich war noch immer lustlos, weswegen ich fragte was die 2kg denn kosten sollten. Relativ trocken entgegnete sie mir, das wir bei 100€ landen würden. In diesem Augenblick fielen mir noch einige Dinge ein, die ich auch locker noch im Rucksack transportieren konnte.

Ich flog zunächst nach München wo ich Onkel treffen sollte und von wo aus wir weiter nach Hong Kong flogen. Von oben schaute die Stadt auch schon mal sehr vielversprechend aus, aber wir hatten nur ein paar Std. Stopover, weswegen wir im Flughafen blieben und uns die Zeit in einer Lounge vertrieben.
Um nach Yap zu kommen, muss man, meines Wissens entweder immer über Guam oder Manila fliegen. Wir ersparten uns Manila, was wir noch von unserem Trip nach Palau kannten, und bevorzugten Guam. Hier hatten wir ein Tageshotel nehmen müssen, da wir morgens ankamen und die Flüge immer nachts starten. Keine Ahnung warum, aber an diesem Flugplan besteht noch einiger Verbesserungsbedarf. Die so vielgescholtenen Einreiseformalitäten waren gar nicht so dramatsituasion, und in weniger als einer halben Std. waren wir aus dem Flughafen raus. So verbrachten wir einen sonnigen Tag in Guam, dem Mallorca der Japaner, und auch vieler U.S. Amerikaner. Tagsüber bekamen wir schon einen Vorgeschmack auf das was abends los sein kann. Es ist typisch amerikanisch dort und man vermisst nichts was es nicht auch auf dem Festland gibt. Gesehen haben wir allerdings nicht viel, da wir uns nur im zentralen Bereich um Tumon Bay aufgehalten hatten. Unser Hotel, das Oceanview Hotel, hat seine besten Jahre schon lange hinter sich, der neue Trakt allerdings ist ok für ein paar Std.
Geschichtlich spielt Guam eine zentrale Rolle im 2. WK und beim Sieg der Amerikaner über Japan. Nicht weit von Guam, auf der Nachbarinsel Tinian, wurden die beiden Atombomben gebaut, die Hiroshima und Nagasaki verwüsteten. Siehe hierzu auch meinen Bericht dazu.

Guam "The Strip"

Vor dem Weiterflug stärkten wir uns bei einer bekannten Burgerkette und bei der Bestellung schloss ich mich Onkel mit einem "aswell" an. Als die Burger fertig waren und es an die Verteilung ging, fragte der Burgerbräter wer "Burger Number twelve" hätte, nur um Kopfschütteln zu ernten. Er schaute mich durchdringend an, als hätte ich einen Burger geklaut, und mit bestimmtem Ton, der keine Diskussion zuließ, meinte er zu mir "You ordered Number twelve". So muss es dann wohl gewesen sein und ich hatte mich selbstverständlich falsch ausgedrückt. War auch gut...


Größere Kartenansicht

Naja, was soll ich sagen? Ein Unglück kommt selten allein und etwa eine halbe Std. vor Ankunft, nach etwa 45 Std Anreise, musste die Maschine aufgrund technischer Probleme wenden und wieder nach Guam. Meine Laune war am Nullpunkt. Aber wie durch ein Wunder hat United es geschafft etwa 2 Std. später eine Maschine hinzustellen, die uns noch in der gleichen Nacht rüberbringen sollte, was dann auch klappte. Bei unserer Ankunft um ca. 4h wurden wir auch schon von Mädels in typischer Landestracht empfangen und bekamen eine Blumenhalskette umgehängt. Die typische Tracht ist für Frauen oftmals "oben ohne". Auch wenn das auf den ersten Blick etwas befremdlich wirkt, ist das dort durchaus normal und hat überhaupt nichts anzügliches. In der Hauptstadt Colonia wird man Menschen in Tracht nicht so oft begegnen, da auch dort der "American way of Life" Einzug gehalten hat, aber in kleineren Orten und auf den Äußeren Inseln wird diese Gepflogenheit durchaus kultiviert.
Um etwa 5h waren wir endlich im Yap Pacific Resort angekommen. Es handelt sich dabei um das alte Traders Ridge Resort, das schon in der Zeit kurz nach dem 2. WK erbaut wurde und einen herrlichen Kolonialcharme versprüht. Die Zimmer sind sehr geräumig und wir fühlten uns auch sofort wohl.




Yap Pacific Resort

Der nächste Morgen startete für uns erst gegen 14h, da wir etwas Schlafdefizit hatten. Nachdem wir uns mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut gemacht hatten, ging es erst mal an die Tauchbasis um die Formalitäten zu erledigen. Wir wurden von ein paar Bethelnuss kauenden Guides abgeschätzt und bekamen eine kurze Einweisung. Alles würde recht zwanglos ablaufen und wir hätten Mitspracherecht bei der Wahl der Spots usw. Nachdem wir uns mit einem "Kamagar" bedankt hatten, tauten sie auch auf und freuten sich ehrlich über unser einziges yapesisches Wort.
Nach einem Besuch am Pool trafen wir uns mit Dieter, dem Geschäftsführer des Resorts und der Tauchbasis, zu einem kurzen Gespräch. Er nahm sich Zeit für uns und erzählte über das Resort, das Tauchen und ein paar wissenswerte Dinge über die Insel. Alles machte einen sehr guten und entspannten Eindruck, was unsere Vorfreude noch steigerte. Nebenbei erwähnte Dieter noch, dass wir mit einem kölner Pärchen tauchen sollten, das aber total ok sei. Sie kamen auch schon während unseres Gesprächs vorbei und begrüßten uns kurz, doch erst zum Abendessen sollten wir sie richtig kennenlernen.
Anne und Dirk luden uns gleich ein mit an ihrem Tisch zu Abend zu essen. Dabei konnten wir schnell erkennen, dass wir auf einer Wellenlänge funkten. Später kamen noch zwei amerikanische Freunde von den beiden dazu, Terri und Richard. Dem Abendessen folgte der Gang an die Bar und während sich Anne, Richard und Terri verabschiedeten, wurden wir drei Verbliebenen erst warm. Um zu verstehen wie man Party machen kann, an einem Ort wo es sonst eher beschaulich zugeht, möchte ich hier etwas ausholen:
Dirk! Ein Mensch, den wir später kennenlernen sollten, sagte über Anne und Dirk, sie seien die kritische Masse. Dirk hat das Potenzial Karnevalsprinz in Köln zu werden und ist jemand der Menschen mitreißen kann. Eine Kostprobe bekamen wir gleich am ersten Abend als er uns selbst mitgebrachten Johnnie Walker Blue Label und Remy XO servierte und uns mit Musik aus seiner eigenen Musikanlage beschallte. Ich erwähnte ja, dass er Menschen mitreißen kann, und das bekam ich auch selbst zu spüren, denn Karnevalsmusik und irgendwelche Blödelhits sind eigentlich überhaupt nicht mein Ding, aber in diesen Tagen, die noch kommen sollten, gehörte es irgendwie dazu. Anne und Dirk brachten auch den Karneval nach Yap und sind dort bekannt wie bunte Hunde. Naja, wer mit insgesamt 120KG Gepäck
anreist, der hat Platz für so einiges. Wie auch immer, nach etlichen Getränken und finalen Wunschsongs ging es gegen 1.30h gut gelaunt ins Bett, allerdings nicht ohne den TG noch um eine Std. nach hinten zu verschieben. Ob die anderen Gäste so gut gelaunt waren, weiss ich nicht, aber die Laune dürfte besser geworden sein als die Musik verstummte.


Einer unser Urlaubshits. Einfach anklicken und mithören.

Den ersten TG machten wir an Vertigo, einem der beliebtesten Spots Yaps. Bekannt ist er für viele Graue und Schwarzspitzenriffhaie. Um dorthin zu kommen fährt man durch den German Channel nach Norden, denn er liegt im Nordwesten der Insel. Es handelt sich dabei um einen durch die Deutschen geschaffenen Kanal um zu vermeiden die ganze Insel zu umqueren um von West nach Ost zu kommen. Die Durchfahrt ist wirklich schön, denn es geht teilweise mit gut Speed durch den engen Kanal.


German Channel

Schön fanden wir, dass die Guides so flexibel waren um einen Spotwechsel zu machen, als wir sahen, dass noch ein weiteres Boot am eigentlichen ersten Tauchplatz war. Dies sollte sich auch weiter so fortsetzen. Wir waren immer das einzige Boot am Spot als wir ins Wasser gingen.


Auf dem Weg zu den Spots durch den German Channel

Getaucht wird bei Vertigo an einer Riffwand, meist mit Blick ins blau. Ausgetaucht wird dann über einem flacheren Bereich. Als wir oben ankamen, fiel mir Onkels komisches Verhalten auf, der meine Nachfrage, ob es ihm nicht gut ginge, auch bejahte und sich zügig übergab. 1:0 für Dirk...
Unser zweiter TG führte uns wieder in die Innenseite des Riffs. Die Putzerstation hinter dem M'il Chanel ist ein guter Ort um Mantas zu treffen. Wir ließen uns ins trübe Wasser fallen und mussten genau schauen, damit wir unseren Guide nicht verloren hätten. Nach der Warterei an der Station kam dann endlich der erste. Dem ersten folgten weitere und obwohl die Sicht schlecht war, konnten wir einen bemerkenswerten TG verbuchen.
Wir hatten die ersten Tage etwas mit Jetlag zu kämpfen. Mal war Onkel früher wach, mal ich. Allerdings hatte es auch den Vorteil, dass ich mal zu Sonnenaufgang auf Fotostreifzug gehen konnte. Nach dem Frühstück liefen wir hinunter zur Basis und meine erste Handlung war die beiden ständigen Bewohner der Basis zu begrüßen.

Kleine Karrettschildkröte

Dabei handelt es sich um zwei junge Karettschildkröten, die dort aufgepäppelt werden, bis sie eine Mindestgröße erlangen, die sie überlebensfähig macht.
Der TG an jenem Tag ging wieder nach Vertigo, doch diesmal gab sich Dieter aber die Ehre und begleitete uns auf eine Haifütterung. Das Wasser war zwar rau aber recht klar. Nach einem ausführlichen Briefing ging es runter, wo jeder einen Platz zugewiesen bekam. Dort sollten wir die nächste Std. verweilen und dem ganzen Treiben folgen. Die Haie gerieten in einen Fressrausch als der Korb runtergelassen wurde. Eigentlich ist es keine Fütterung, denn die Haie und andere Räuber werden nur angelockt, jedoch nicht gefüttert. Es passiert allerdings, dass die Tiere in ihrem Rausch den Käfig mit dem Köder beschädigen und natürlich doch etwas essen. Bei einem solchen TG kommen einem die Fische extrem nah und es ist wirklich ein atemberaubendes Erlebnis inmitten dieses Treibens zu sein und von allen Seiten die Action zu spüren.


Haie an Vertigo

Der zweite TG fand wieder an der Putzerstation des M'il Channel statt. Die Sicht war besser als am Vortag und der gesamte TG war unglaublich. Die Mantas kamen und blieben die ganze Zeit bei uns. Sie flogen über uns hinweg, machten Loopings und genossen scheinbar unsere Anwesenheit.


Mantas of Yap

Am Abend war wieder Partytime angesagt und wir waren fortan zu viert, denn zu uns drei gesellte sich noch Bruce, ein ebenso Bekloppter, aus Amerika. Wir haben den ganzen Abend blödes Zeug erzählt, aber auch nette Gespräche gehabt. Vor allem aber haben wir viel Musik gehört, und das laut! Dabei reichte das Spektrum von aktueller Popmusik, über Schlager, Partymusik, bis zu alten Rockhits. Alles wurde mal gespielt, wobei "Drei weiße Tauben" der Hit, auch unter den Angestellten, war. Guruguruguru...
Die Angestellten konnten einem schon etwas leidtun, denn erst wenn wir zum Aufbruch bliesen, konnten sie abschließen. Zwar scheint es nicht die Regel zu sein, dass Gäste bis nach 1h auf bleiben, aber das Team der Barkeeper hatte auch immer Spaß, wie uns schien, und kamen auch ein stückweit auf ihre Kosten, denn solche unterhaltsame (oder nervige?) Gäste haben sie dort wohl sonst nicht.

Bootsbauer

Mit einem schönen Hangover traten wir am nächsten Tag unsere Fahrt zum Süden der Insel. Gurgurguru... Bruce war schon wieder erstaunlich redselig und fing schon, wie am Vorabend, an von Roatan, Belize und St Croix zu erzählen. Diese Geschichten wurden zum Running Gag und von uns immer mal wieder dankbar aufgegriffen wenn es darum ging Unfug zu erzählen. Trotz gewisser Anlaufschwächen, aber überstandenem Jetlag, schafften wir die Ausfahrt auf der Ostseite problemlos. In dieser Zeit des Jahres wehen dort nämlich die Ostwinde, die Tauchen auf dieser Seite nahezu unmöglich machen. Für uns ging es zur Lionfishwall an der Südspitze. Der TG offenbarte uns eine Steilwand mit vielen gesunden Hartkorallen, allerdings war die Fischvielfalt nicht überragend. Es gibt zwar die Möglichkeit auch viel Großfisch zu sehen, wie Haie, Mantas oder Thunas, aber das blieb uns leider versagt.
Der zweite TG führte uns auf die Westseite an einen Spot namens Big Bend. Auch hier waren die Korallen wieder bemerkenswert gut erhalten aber die Fischwelt eher von kleinen Fischen geprägt. Die Ursache liegt wohl daran, dass relativ viel der mittelgroßen Fische aus dem Meer geholt werden.

Krebs auf Peitschenkoralle

Schöne Korallen

Man muss sich vorstellen, dass die windabgewandte Seite relativ ruhig ist. Wir fuhren also auf dieser Seite zurück zur Basis und Onkel meinte, den Blick nach vorne gerichtet, das der Wellengang wieder etwas zunähme. Ich entgegnete darauf, das Wellen total überbewertet seien. Sprach und schon flogen wir einen guten halben Meter hoch und krachten schön auf den Boden des Bootes. Die Position am Bug des Schiffes verstärkte die Katapultwirkung noch. Nach einem kurzen Schock und der Sicherheit das wir uns nichts ernsthaftes getan hatten, war das Gelächter groß. Bruce war nach diesem Schreck erstmal nach einem "Microbrew" zumute, den von uns gefürchteten Bieren der Kleinstbrauereien, auf die er so steht und keine Gelegenheit auslässt seine Kenntnisse darüber zum Besten zu geben.

Abends versuchten Onkel und ich auch mal außerhalb des Resorts Essen zu gehen, was sich aber mitunter als gar nicht zu einfach gestaltete. Es gibt in Colonia nicht allzu viele Restaurants bzw. Gaststätten und die Küche mutet auch etwas befremdlich an. Ein ordentlicher Laden ist das O´Keefes Oasis, schräg gegenüber des Manta Ray Bay Hotels. Die Besonderheit dort ist eine Art heiße Platte die zu empfehlen ist. Weniger gut empfanden wir das Marina Sportsbar. Vielleicht hatten wir nur etwas Pech, aber das Essen bewog uns nicht dazu nochmal zu kommen. Ein weiterer Grund ist ein weit verbreitetes Problem, das irgendwann nervt. Die Menschen sind i.d.R. lieb und nett und das ist das wichtigste. Allerdings ist das Kopfrechnen ungenügend. Es wird jede noch so kleine Addition mit dem Taschenrechner durchgeführt. So hatten wir im Marina eine Rechnung über 31USD und wollten 4USD Trinkgeld geben, weswegen wir einen 50er überreichten und sagten sie solle es auf 35USD abrechnen. Das wir die Lady damit vor eine schier unlösbare Aufgabe stellten, merkten wir als jeder einzelne Posten nochmal eingegeben wurde, dann ein großes Fragezeichen ins Gesicht geschrieben schien als sie die 31 ins Verhältnis zur 35 bringen wollte und das dann noch mit den 50 verrechnen sollte. Ende vom Lied war, das wir 19USD zurückbekamen und die 4 USD separat gaben.

Der Köder wird herabgelassen

Wir waren noch ein weiteres mal zur Haifütterung an Vertigo und erlebten auch dort wieder jagende Haie und weitere Räuber. Wir mussten aber feststellen, dass, während Haie ein paar Meter Abstand hielten, die Schnapper doch manchmal ziemlich nah kamen und wenn wir uns umdrehten gerade noch erkennen konnten wie sie abdrehten. Als ob sie mal knapsen wollten.

Was du wolle?

Ein weiteres Highlight war das Tauchen von Yap Corner in den M'il Channel. Wir erinnern uns: Im Kanal ist eine Putzerstation für Mantas, jedoch im hinteren Bereich. Bei einlaufender Strömung kann man sich vom Eingang des Kanals (Yap Corner), in etwa 20-30m Tiefe hineintreiben lassen und bis zu einem kleinen Kamm (Manta Ridge), der bis auf etwa 10m hinauf führt, tauchen. Mit etwas Glück bekommt man freifliegende Mantas auf dem Weg zur Putzerstation zu sehen. Und wir hatten Glück. Zwei Mantas kamen vorbeigefolgen, machten einen großen Bogen und flogen dann direkt über uns hinweg, während wir uns auf den Grund gelegt hatten. Während dieses TG bekamen wir noch Büffelköpfe, Weißspitzen und eine große Schule Gelbaugen Straßenkehrer zu sehen.

Freie Flugbahn

Auf dem Rückweg, eigentlich schon kurz vor der Basis, liegt ein kleines Wrack im Einfahrtsbereich des Hafens. Die Laura Marie liegt in etwa 10-15m Tiefe und ist recht einfach zu betauchen. Man kann kaum hinein, aber um sie herum und auf ihr findet man einiges an kleinen, interessanten Lebewesen, die sonst eher nicht so oft anzutreffen sind. Wir sahen ein paar schöne Sternschnecken und einen kleinen Oktopus, der sich ein wenig bedroht fühlte.


Oktopus und Sternschnecke

Am vorletzten Abend wurde von Seiten des Resorts eine kleine Party für Dirk und uns andere organisiert. Es war eine kleine Runde von etwa 20 Leuten und wir wurden ins Haus eines ansässigen Finnen eingeladen. Als ich mich vorstellte kam irgendwie heraus, dass ich portugiesisch spreche und er quatschte mich auch gleich in meiner Muttersprache voll... Was ein Bild: Ein Finne auf Yap der portugiesisch spricht. Er grillte für uns und diverse philippinische Freunde verwandelten die kleine Küche in einen Gourmettempel. Es wurden die größten Leckereien aus deren Heimat aufgetischt. Von Dumplings über Fleischbällchen und Glasnudelsalat, bis zu köstlichen Desserts gab es alles.


Lauter Leckereien

Die Stimmung war gut und Musik war auch am Start, so dass einem spaßigen Fest nichts im Wege stand. Es bot sich die Gelegenheit mit vielen Leuten mal länger zu sprechen, zu essen oder einfach zu feiern. Während die Party dem Höhepunkt zusteuerte stieg auch die Stimmung. Es wurde getanzt, gelacht und getrunken. Und dann verkündete Bruce allmighty irgendwann feierlich "It´s time for some moonshine" und ließ die Hose fallen. Das Gelächter war groß und brachte die Stimmung zum vollends zum kochen.
Ich hatte Gelegenheit mal mit einigen Einheimischen, aber auch Philippinos zu sprechen und alle hatten sie Interessantes über ihren Lebenswandel zu berichten, die Gründe ausgerechnet nach Yap zu kommen oder einfach über irgendwelchen Mist. So erfuhr ich z.B. warum die Yapesen sich teilweise auf Englisch unterhalten. Es ist wohl so, dass Bewohner der "äußeren Inseln", den abgelegenen Teilen des Yap Staats, eine völlig andere Sprache sprechen als die Bewohner der Hauptinsel. So bleibt ihnen nichts anderes übrig als in Englisch miteinander zu kommunizieren. Außerdem gibt es auch eine Art Kastensystem dort, wobei die Bewohner der äußeren Inseln, generell wohl in niedrigeren Kasten eingeordnet sind als die der Hauptinsel, was natürlich etwas zu Spannungen führen kann.

Das YPR und die Basis im Vordergrund

Der letzte Tag ward angebrochen und wir nutzten ihn für eine ausgedehnte Inselrundfahrt unter kundiger Begleitung eines Mitarbeiters des Resorts. Er führte uns von einigen Relikten des 2. WK, über den alten Flughafen zu einer Steingeldbank. Man muss dazu wissen, dass Yap für sein Steingeld bekannt ist. Das Steingeld sind große runde Steinscheiben, Rai genannt, mit einem Loch in der Mitte. Die die Durchmesser reichen von etwa 50cm bis über 2m, wobei dieser nicht über den Wert entscheidet, wie uns unser Guide erklärte. Es sei die Geschichte jeder einzelnen Scheibe und das Alter, das den Wert ausmacht. Hergestellt wurden die meisten Rai auf Palau, das immerhin etwa 400km entfernt liegt.

Steingeldbank

Weiter ging es zu einem typischen Steinpfad, der zu einem der bekannten Versammlungshäuser führte. Diese Häuser gibt es einmal als Häuser, die auch für Frauen und Kinder zugänglich sind, und als reine Männerhäuser, die auch deutlich bekannter sind. Man erkennt sie daran, dass Versammlungshäuser relativ zentral im Ort stehen, während Männerhäuser immer am Wasser gebaut sind.


Versammlungshaus

Nach dem Besuch eines allgemeinen Versammlungshauses, fuhren wir zu seinem Dorf um vom Häuptling empfangen zu werden und ein reines Männerhaus zu betreten. Der Häuptling empfing uns in typischer Tracht, die er immer trägt. Er ist schon recht alt und flößt auf eine natürliche Art Respekt ein. Nicht das er extrem herrisch daherkommt oder eine große Entourage hat, aber er verstrahlte eine enorme Würde. Er befragte uns zu unserem Leben und erzählte bereitwillig von seinem Leben und wie er das Männerhaus hatte bauen lassen, in das er uns führte. In diesem treffen sich die Männer nach der Rückkehr vom Fischen oder einfach zum geselligen Beisammensein. Frauen ist dort der Zugang streng untersagt.

Steingeldbank

Der letzte Besuch führte uns zur ehemaligen japanischen Schule, von der eigentlich nur noch das Eingangstor existiert. Yap war einmal deutsche Kolonie und als eine der Karolineninseln bekannt. Aus dieser Zeit stammt einer der ersten unterseeischen Telefonleitungen. Davon zeugen heute noch zwei große Betonpfeiler der Empfangsstation. Im 1. WK haben die Japaner die Inseln erobert und die Bevölkerung unterdrückt. Es wurde ihnen viel abverlangt. Neben vielen Verboten wurde auch die Kultur missachtet, was sich u.a. auch in der o.g. Schule äußerte, die Kinder besuchen mussten. Später wurde Yap als japanischer Stützpunkt im Pazifik ausgebaut, jedoch weitestgehend bei der "Island Hopping" Mission der Amerikaner verschont. Im Gegensatz zu beispielsweise Peleliu bei Palau, fand hier keine der großen Pazifikschlachten statt.
Heutzutage ist Yap und die restlichen Staaten der Föderierten Staaten von Mikronesien, von den USA abhängig. Unter dem Compact of Free Association werden Entwicklungshilfen und Staatsunterstützungen geregelt. Dieser ist bis 2023 gültig und danach sollen die FSM sich selbst versorgen. Warum erzähle ich das? Wir trafen einen Expat , der für chinesische Investoren eine Machbarkeitsstudie erstellen soll, ob ein großes Hotelprojekt realisierbar wäre. Dies soll etwa 5.000 Betten zählen und auf mehrere Objekte verteilt werden. Gemessen an den derzeit 105 Betten ein gewaltiger Sprung. Wenn man aber bedenkt, daß ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung im Staatsapparat tätig ist, und mit der Gewissheit, dass die Gelder in 10 Jahren woanders herkommen sollten als von den USA, muss man natürlich andere Wege finden.
Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass wir eine wunderbare Woche auf Yap verbracht haben. Die Menschen im Resort sind uns sehr ans Herz gewachsen und haben alles Mögliche getan damit wir uns wohlfühlen konnten. Das Hotel ist wahrscheinlich die schönste Bleibe auf der Insel und wir haben die Zeit sehr genossen. Die Mantas von Yap gibt es wirklich, und in großer Zahl. Auch die Haitauchgänge waren atemberaubend. Allerdings muss ich sagen, dass es ansonsten nicht sonderlich spektakulär war. Die Riffe sind zwar schön, aber es fehlt ein wenig das Leben darin.
Sacici Ben und Frank. Danke an Dieter und sein Team für tolle Tage.
Guruguruguru, Dirk und Anne. Bruce almighty, rock on!
Kamagar Yap!

Ein paar weiterführende Links:

Yap Visitors Bureau
Yap Blog

Meine Top 5 Divespots

1. Yap Corner/M'il Channel (bei einlaufender Strömung)
2. Vertigo
3. Lionfiswall
4. M'il Channel Putzerstation
5. Big Bend

P.S. Bald geht´s weiter auf unserer Reise. Stay tuned...

Mittwoch, 28. März 2012

James Cameron betaucht Marianengraben

Als dritter Mensch hat der Regisseur James Cameron den Marianengraben im Westpazifik bis zum Grund betaucht. Unter dem Projektnamenamen "Deepsea Challenge" hatte die National Geographic Foundation die Vorbereitungen für dieses ehrgeizige Ziel zusammengefasst. Cameron startete vor einigen Tagen auf die Reise zum tiefsten Punkt der Erde. Der Tiefseefan hat diese Gelegenheit genutzt um diverse Sedimentproben und Lebewesen zu sammeln, sowie Messungen von Temperatur, Druck und Salzgehalt vorzunehmen. Dazu bediente er sich eines eigens konstruierten U-Boots, der "Deepsea Challenger", die aus einem speziellen Schaumstoff hergestellt wurde, der dem gewaltigen Druck in diesen Tiefen standhalten kann.



James Cameron hat schon etliche Tiefseeexpeditionen durchgeführt. So war er u.a. schon an der Titanic und an der Bismarck.
Tiefseegräben zählen heutzutage, in einer Zeit wo fast jeder Winkel der Erde schon vermessen und besucht wurde, zu den wenigen großen Unbekannten auf diesem Planeten. In Tiefen jenseits von 6000m, dem sogenannten Hadal, hat sich bisher kaum ein Mensch verirrt. Umso wichtiger ist es diese Zonen zu erforschen und dafür zu sorgen, daß ein breites Verständnis dafür gewonnen wird um sie auch wirksam zu schützen. Vielleicht hat diese Aktion ja einen treibenden Effekt.