Freitag, 31. Dezember 2010

Jahresrückblick 2010

In den Medien ist es inzwischen eine weit verbreitete Tradition einen Jahresrückblick durchzuführen. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen, jedoch habe ich noch keine gesehen, die sich mit dem Thema Meer befasst, weswegen ich mich mal daran versuchen möchte.

Wie jeden Januar im Jahr findet in Düsseldorf die Boot statt. Es handelt sich, wie der Name schon sagt, um eine Bootsmesse, aber nicht nur... Inzwischen gehört dazu auch das breitgefächerte Spektrum der unterschiedlichsten Aktivitäten rund um das Meer dazu. Vom Wassertourismus über verschiedenste Sportarten (Tauchen, Surfen, Segeln, usw. ) bis zu interessanten Vorträgen rund um das nasse Element reicht das Angebot auf der Messe.

Über einen Zeitraum von mehr als vier Jahren haben Jaques Perrin und Jaques Cluzaud mit einem Team von Tauchern und Wissenschaftlern die Welt bereist um besondere Ereignisse auf Zelluloid zu bannen, und die Zuschauer später mit berauschenden Bildern zu erstaunen. Das Resultat kann man, seit Februar, im Film "Unsere Ozeane" begutachten. Der Film richtet sich sowohl an Meeresenthusiasten als auch an Menschen, die bisher noch wenig mit dem Lebensraum Meer zu tun hatten.



Am 27. Februar bebte vor der chilenischen Küste die Erde. Es erreichte eine Stärke von 8.8 auf der Momenten-Magnituden-Skala und verursachte einen Tsunami im gesamten Pazifik. Die Schäden im Land waren gewaltig, die der Pazifik Anrainerstaaten allerdings überschaubar, da das pazifische Warnsystem rechtzeitig warnen konnte.
Im März diesen Jahres durften wir wieder einmal einen gemeinsamen Urlaub verbringen. Uns verschlug es dabei auf die Molukken in Indonesien. Wir hatten eine tolle Zeit und durften ein wirklich kaum berührten Ort dieser Erde, mit einer intakten Meeresfauna und -flora, kennenlernen. Einen Bericht kannst Du in diesem Blog finden.

Nur wenige Wochen nach unserer Rückkehr ereignete sich im April eine der schlimmsten Ölkatastrophen, wenn nicht die größte, der Geschichte. Vor der U.S. amerikanischen Küste explodierte die Ölplattform "Deepwater Horizon" und es sollte fünf Monate dauern bis das Bohrloch engültig versiegelt worden war. Eine nie zuvor gesehene Rettungsaktion für Natur, Mensch und Tier lief an um Schäden zu verhindern bzw. in grenzen zu halten. Die Auswirkungen haben wir alle mitbekommen, aber es dürften noch Jahre vergehen bis wir die Spätfolgen für Küsten und den betroffenen Lebensraum verstehen und sehen werden. Eine positive Folge aber hatte das Ganze: Der Schutz der Meere ist ins Bewusstsein der Gesellschaft gerückt und hat einen Denkprozess angestossen der eine breitere Basis erreicht als zuvor.

In China ist es jahrhundertealte Tradition zu besonderen Anlässen, Haifischflossensuppe zu servieren. Als es noch genug Haie in den Weltmeeren gab, konnte man dies vielleicht noch als regionale Sitte abtun. Seit aber der industrielle Fischfang viele Fischpopulationen dezimiert und überfischt haben, sollte man diesem Treiben nicht mehr unbeteiligt gegenüberstehen. Jedes Jahr werden über 70Mio. Haie aus den Meeren geholt, mit unvorhersehbaren Folgen fpr das ökologische Gleichgewicht. Im Mai hat Shark Savers eine Kampagne in der Volksrepublik gestartet, die auf die Folgen und Schädigungen, die durch den Verzehr der Suppe entstehen kann, aufmerksam macht. Say No to Shark Fin Soup, ist eine Mission, die man durch eine einfache unterzeichnung der Petition unterstützen kann.

Am 8. Juni war der weltweite Tag der Ozeane. Die Idee besteht seit 1992 und wurde 2002 erstmals umgesetzt. Seit 2008 ist dieser Tag ein fester Bestandteil des Jahreskalenders der UNO. In diesem Jahr stand der Tag unter dem Motto: Oceans for life. Ziel war und ist es, auf die Vielfalt des Lebens im Wasser aufmerksam zu machen und aktiv zum Schutz beizutragen. Mit Veranstaltungen auf der ganzen Welt soll das Bewusstsein auf die Welt unter der Wasseroberfläche gelenkt werden und das Verständnis für den Schutz dieser Biosphäre gesteigert werden.

Vor Indonesien führte die NOAA im Juli und August ihre Expedition "Index 2010" durch. Auf der Okeanos Explorer machte sich ein Team von Wissenschaflern auf um die Tiefsee in diesem Gebiet zu erforschen. Indonesien ist als ein Teil des Dreiecks der Biodiversität der Meere bekannt und so versprach man sich einige neue Spezies finden zu können. Ein Wunsch der nicht enttäuscht wurde, wie man hier sehen kann.



Im September wurde der Film "The Cove", oder auf deutsch: Die Bucht, erstmalig im Fernsehen ausgestrahlt. Darin machte der ehemalige Delphindresseur Ric O´Barry, mit Hilfe eines Teams engagierter Umweltschützer, auf die Greultaten in einer Bucht der Stadt Taiji in Japan, aufmerksam. Der Film hatte im Vorjahr den Oscar für den besten Dokumentarfilm gewonnen und hervorragende Kritiken bekommen.



Im Oktober veröffentlichte COML (Census of Marine Life) eine Zusammenfassung zum 10jährigen Bestehen der Organisation. Die Ziele waren damals klar gesteckt worden, nämlich eine Volkszählung der Meere. In dieser größten Studie des Menschen über das Meer, haben 2.700 Wissenschaftler über 6.000 neue Spezies entdeckt, wovon schon 1.200 beschrieben wurden. Die Vielfalt an Meerestieren wurde von 230.000 auf 250.000 erhöht.

Marseille ist der Schauplatz des Ereignisses im November. Dort wurden, wie jedes Jahr die besten Filme, Fotos und Bücher, mit dem Fokus auf das Leben unterwasser, gekürt. Das Underwater Festival blickt auf eine fast 40jährige Geschichte und hat schon viele junge Talente zu einer großen Karriere verholfen. Zu den Gewinnern zählt u.a. auch dieser Film.

Im Dezember machten die "bösen" Haie mal wieder von sich reden, weil ihnen in Ägypten einige Schwimmer und Schnorchler zum Opfer fielen. So Schlimm die ereignisse auch waren, so ist die Ursache dafür doch wieder einmal beim Menschen zu suchen. Aller Wahrscheinlichkeit nach, waren es Tierkadaver, die von einem Frachter in Küstennähe entsorgt worden waren, der Grund dafür, daß Haie sich in die Nähe der Strände trauten.

Ein interessantes Jahr, mit vielen schlimmen Ereignissen, aber auch hoffnungsvollen Ansätzen zum Schutz der Meere, und schönen Erlebnissen liegt nun fast hinter uns. Wollen wir hoffen das im kommenden Jahr die positiven Meldungen die negativen überwiegen und die Lebensräume im Meer besser geschützt werden.
Bleibt mir nur noch mich bei euch Lesern für die Treue zu bedanken und allen ein gesundes und frohes neues Jahr 2011 zu wünschen.

Freitag, 10. Dezember 2010

Cocos Inseln - Costa Rica

Hammerhaie

Ein absolutes Traumziel vieler Taucher sind die Cocos Inseln im Pazifik. Dabei handelt es sich um eine zu Costa Rica gehörende, vorgelagerte Inselgruppe. Man erreicht sie per Schiff von der Stadt Puntarenas aus. Die Überfahrt dauert über 30 Stunden und man sollte schon Seefest sein um sich diesen Törn anzutun.


Größere Kartenansicht

Die Inseln selbst sind mit dichtem Dschungel bewachsen und seit 1978 Nationalpark und seit 1997 sogar Weltnaturerbe der UNESCO. Auf den Dschungelbewachsenen Hügeln und Tälern finden sich dutzende endemische Tier- und Vogelarten. Es gibt Wasserfälle, die aus großer Höhe ins Meer stürzen und vieles mehr. In früherer Zeit, so heisst es, haben Piraten die Schätze ihrer Beutezüge dort versteckt. Ob man dort Schätze finden kann, sei mal dahingestellt, aber sie war, dank ihres Holzes und der Wasservorräte, ein idealer Ausgangspunkt für Seeräuber im Pazifik. Der Name "Schatzinsel" resultiert daraus, daß die Inseln als Inspiration für R.L.Stevensons gleichnamigen Roman diente.



Heutzutage finden sich die Schätze weniger an Land als in den Gewässern um die Inseln. Bekannteste Vertreter im tiefen Blau des Meeres sind die großen Hammerhaischulen. Aber auch andere Haiarten kann man dort regelmäßig antreffen. So finden sich dort auch Silberspitzen-, Seiden-, Schwarzspitzen-, Weissspitzen- und Galapagoshaie. Weiter kann man auch diversen anderen "Giganten" der Meere, wie Mantas und Walhaien, begegnen. Der Reichtum an Räubern begründet sich durch die Vielfalt an Beute, die dort in großer Menge vorkommt. Die Schwärme von Stachelmakrelen und Thunfischen, aber auch Sardinen und Anchovis, sind größer als anderswo. Ein perfektes Jagdgebiet für große Raubfische. Aber nicht nur das, denn auch der Mensch macht dort Jagd, nämlich auf Haie. Es kommt immerwieder vor, daß vor allem asiatische Trawler in den geschützten Gewässern auftauchen und mit Langleinen und Schleppnetzen Haie fangen.
Die Vielfalt und Mengen an Fischen resultieren aus dem Aufeinandertreffen der warmen Pazifikströmung und dem kalten Tiefenwasser, das mit dem Humboldstrom aus antarktischen Gewässern hierher gelangt und entlang des erloschenen Vulkans nach oben gedrückt wird.

Tauchspots um Cocos
©www.agressor.com

Der Tauchbetrieb findet von einem Liveaboard statt. Man befindet sich also für 7-10 Tage auf einem Schiff und taucht 3-4 mal täglich. Getaucht wird an teilweise sagenhaften Plätzen.
An Manuelita Is. gibt es einige Putzerstationen für Haie. Häufig trifft man dort Hammerhaie an, die sich reinigen lassen. Punta Maria ist ein Unterwasserberg, der auf etwa 25m hochreicht und wieder Putzerstationen bietet. Dos Amigos sind zwei kleine Felsen an der Südspitze der Cocos Insel. Dort findet man einen Felsbogen der zwischen 20 und 35m liegt und vielen Lobster und anderen "kleineren" Lebewesen Schutz bietet. An Shark Fin Rock findet sich eine Schule ortstreuer Marmorrochen und mit etwas Glück kann man sie bei der Paarung beobachten. Der vielleicht bekannteste Spot dürfte Alcyone sein. Viele der bekannten Bilder mit Hammerhaien im Gegenlicht wurden dort gemacht.
Da die Inseln vulkanischen Ursprungs sind, gibt es kaum Korallen. Man taucht also überwiegend in felsigen Landschaften mit vereinzelten Sandflächen. Deswegen wird man auch weniger die Bewohner der Riffe finden als die der Hochsee. Dies sollte man bei einer Planung unbedingt berücksichtigen.
Eine beste Reisezeit gibt es dort nicht wirklich, obwohl man zwischen einer trockenen Jahreszeit (Dez.-Apr.) und einer feuchten Jahreszeit (Mai-Nov.) unterscheidet. In der Trockenzeit ist das Meer ruhiger und die Sicht besser aber das Wasser kühler, in der Regenzeit ist es zwar wärmer aber die Sicht wird durch das Plankton etwas beeinträchtigt. Dafür kann man in dieser Zeit auch Wale und Walhaie antreffen. Aber es bleibt zu erwähnen, daß es im Gebiet um Cocos das ganze Jahr über immer wieder regnet.
Es gibt diverse Anbieter für Liveaboards auf die Cocos Inseln. Zu nennen sind hierbei Undersea Hunter, Okeanos Agressor und MV Argo.

Montag, 6. Dezember 2010

Haiangriff in Sharm-el-Sheik

Haiangriffe auf Menschen, geistert es seit Tagen in der Presse und der aktuellen Medienberichterstattung rum. In der Umgebung von Sharm-el-Sheik in Ägypten, wurden, unabhängig voneinander, mehrere Schwimmer und Schnorchler von Haien angegriffen. Dabei wurden drei Menschen verletzt und gestern erlag eine weitere Frau ihren Verletzungen, nachdem sie von einem Hai angefallen worden war, der ihr schwere Wunden an Arm und Bein beibrachte.

In allen Fällen soll ein Logimanus (Weissspitzenhochseehai) der Täter sein. Ob es sich dabei um ein einzelnes Tier oder unterschiedliche Haie handelt ist bis jetzt Spekulation und ich denke daran muß man sich nicht beteiligen. Woran ich mich aber beteiligen möchte ist die Art und Weise wie darüber berichtet wird, sowie die möglichen Ursachen, die dazu führten.

Longimanus
©cvp-ps (wikipedia)

Zunächst einmal werden in den Filmbeiträgen, die derzeit über die Bildschirme laufen, keine Longimani gezeigt, sondern ein Makohai, der mit einem Haken auf ein Schiff gehievt wird und Erinnerungen an den "Weissen Hai" Film weckt. Man könnte daraus den Schluß ziehen, das die Jagd nach dem Übeltäter schon erfolgreich war und die "Blutrünstige Bestie" zur Strecke gebracht wurde(so wurde es zwischenzeitlich zumindest kommuniziert). Hier wurde von Seiten der Behörden offensichtlich Augenwischerei betrieben, denn wie sich herausstellte, gab es gestern einen weiteren, vermutlich unprovozierten Angriff. Wieder einmal wird die "todbringende Maschine" Hai verdammt und völlig planlos gejagt was das Zeug hält, nur um Ergebnisse zu präsentieren. Es wird nicht gesucht, sondern einfach rausgeholt was potentiell gefährlich sein könnte. Ich wage zu bezweifeln, das die Worte von offizieller Seite, wonach Haie, die sich in der Nähe von Stränden aufhalten, zu fangen und woanders freizulassen, der Wahrheit entsprechen.

Makohai

Was führt zu einem solchen Verhalten? Ich will hier nichts schönreden! Ein Longimanus (sofern wir es in diesen Fällen wirklich mit einem solchen Tier zu tun haben) zählt zu den sog. Menschenhaien. Es ist also ein Hai, der Menschen, potenziell gefährlich werden kann. Allerdings gibt es in den Aufzeichnugen der International Shark Attack File lediglich neun Angriffe auf Menschen, von denen einer bisher tödlich verlief. Dies lässt den Schluß zu, daß es eher ein ungewöhnliches Verhalten ist, das ein einzelner Hai an den Tag gelegt haben soll. Aber selbst wenn dem so sein sollte, hat es sicher einen tieferen Grund der dazu geführt hat. Ich denke die Seelöwentheorie kann man getrost vergessen. Aber wenn ich mich erinnere wie Mensch mit dem Lebensraum Meer umgeht, und im Speziellen wie Schnorchlerhorden im Roten Meer eine Spur der Verwüstung hinterlassen weil sie auf Korallen rumtrampeln, und somit das Habitat der Beute von solchen Haien zerstören, wundert es mich nicht, wenn Haie ihre Beute woanders suchen. Auch der Einfluss von illegaler Fischerei und dem Anfüttern von Haien für den Thrill beim Tauchen, ist nicht zu unterschätzen. Eine weitere These, die nun ins Spiel kommt, sind Schafkadaver die von einem Transportschiff für selbige entsorgt wurden, das in der Nähe unterwegs war. Dies führt letztendlich auch wieder auf das Thema Anfüttern (wenn auch unbewusst) zurück, das die natürlichen Verhaltensformen beeinträchtigt.

Letztenendes werden wir es nicht genau erfahren können warum es passiert ist. Obwohl die Betroffenen mein Mitgefühl haben, blutet mir das Herz wenn ich daran denke wieviele Haie unnötig ihr Leben lassen müssen und eben keine solche Berichterstattung bekommen. Jeden Tag werden tausende Haie "gefinnt" und die Reste ihrem Schicksal überlassen. Aber es sollte möglich seinrespektvoller mit anderen Lebewesen (und ich spreche hier nicht nur von Haien) und deren Lebensräumen umzugehen um in friedlicher Koexistenz leben zu können. Wenn wir anfangen ihren Lebensraum zu respektieren und zu schützen, bin ich sicher, das sie weniger in "unseren Lebensraum", sprich die Strände, eindringen werden. Ansonsten sehe ich eher schwarz für die Zukunft und den Fortbestand...

Infos über den Schutz und zum besseren Verständnis der Haie im Roten Meer gibt es bei HEPCA.