Sonntag, 22. April 2012

Reisebericht Pohnpei - Mikronesien 2012 Teil 2

Der Abschied von Yap ist uns schwer gefallen. Nach all den schönen Momenten und Erlebnissen konnten wir den Maßstab selbstverständlich nicht so hoch ansetzen. Jedoch galt das natürlich nur für die "Soft Faktoren", wie die Stimmung.
Am Flughafen haben die Mitarbeiter ganze Arbeit geleistet. Es wurde jeder Koffer, Tasche und Rucksack geflitzt. Ich hatte alles akribisch gepackt und musste mitansehen wie die Sachen schön durcheinander gebracht wurden. Jedoch rührte ich keinen Finger und vertrat eher den Standpunkt, dass wer auspacken kann auch wieder einpacken können sollte.
Auf unseren Flügen mit Continental/United hat uns ein Magazin immer enorm belustigt. Der Katalog der Skymall zeichnet sich durch seine geschmackvolle Auswahl an Einrichtungsgegenständen, Bekleidung für jung und alt, sowie vieler sinnreicher Geschenke und Mitbringsel aus. Ein Blick auf die Webseite des Unternehmens lohnt in jedem Fall. Hier ein paar Artikel, die gaaaanz weit vorne sind:
Hair Rejuvenation Laser
Beard Cap
Boris

In Guam wurden wir zum zweiten mal nicht abgeholt, obwohl es gebucht worden war. Durch die bereits erwähnten, verbesserungswürdigen Flugpläne, waren wir wieder mitten in der Nacht abgeflogen und kurz vor Sonnenaufgang angekommen. Da wir einen weiteren Tag auf der Insel hatten und endlich ins Bett wollten, nahmen wir wieder ein Taxi ins Oceanview Hotel. Weitere 20 USD in Abgasen aufgegangen und wieder eine Beschwerde an der Rezeption, und diesmal auch ans Reisebüro. Auf Nachfrage wo denn der Fahrer gewesen sei, hieß es, dass er am Flughafen gewartet hatte. Wir fragten ob er ein Namensschild oder Schild mit dem Hotelnamen dabei gehabt hatte? "Ja. Auf dem Schild stand Marriott Hotel..." Wieso sind wir bloß nicht gleich drauf gekommen? Der Gipfel war dann unser Zimmer, diesmal im Haupthaus. Eine richtige Bruchbude mit lauter Klimaanlage, dreckigen Fenstern usw. Wir waren gerade in der Laune für eine kleine Beschwerderunde und haben unseren Standpunkt recht deutlich gemacht, weswegen wir auch innerhalb von etwa einer halben Std. ein neues Zimmer im neuen Trakt bekamen. Dort war es wieder i.O. und wir konnten endlich schlafen.
Abends ging es dann nach Pohnpei. Wieder ein Nachtflug, mit Zwischenlandung in Chuuk, wo der "chuukesische Geheimdienst" das Flugzeug filzte, danach weiter nach Pohnpei. "Where the hell is Pohnpei", werdet ihr euch fragen? Nun, ich sage es mal so: Irgendwo auf halber Strecke zwischen Hawaii und den Philippinen. Wie Yap gehört auch Pohnpei zu den FSM (Föderierte Staaten von Mikronesien). Dazu gehören noch das bereits erwähnte Chuuk (Truk) und Kosrae. Alles kleine Inselstaaten, die am Tropf der USA hängen. Die Hauptstadt Palikir ist auch gleichzeitig die Hauptstadt der FSM und man merkt schon am Flughafen, dass mehr los ist als auf Yap. Ein Gast auf Yap, seines Zeichens Präsident des College of Micronesia, erzählte, dass auf Pohnpei der Verwaltungsapparat beheimatet ist, die weiterführende Schule und auch der Regierungssitz.


Größere Kartenansicht

Mitten in der Nacht wurden wir zum Hotel gefahren. Das "The Village" ist ein Eco Resort an der Nordküste der Insel. Der Hauptunterschied zu einem Non-Eco Hotel ist: Es gibt keine Fenster! Nein, es ist lässt sich sicher nicht nur darauf reduzieren, aber es wird schon Wert auf Ökologie gelegt. Es gibt wirklich keine Fenster. Die Öffnungen sind mit Fliegengittern geschützt und auf eine Klimaanlage wird bewußt verzichtet. Die Brise, die somit immer durch das Zimmer wehen kann, wird durch einen Ventilator unterstützt, den man bei Bedarf zuschalten kann. Die Zimmer sind Bungalows, die komplett aus Holz gebaut wurden und ein Palmblätterdach haben.
Gut, soweit zur Prospektwerbung... Wir kamen an und außer dem Fahrer war keiner da der uns begrüßte, ein Willkommensdrink reichte oder uns sonst irgendwelche Annehmlichkeiten angedeihen ließ. Im Zimmer angekommen mussten wir feststellen das auch keine Minibar vorhanden war (ok, Eco halt) aus der wir unseren Durst hätten stillen können. Das Wasser aus der Leitung sollte trinkbar sein und so bedienten wir uns.


The Village mit Ausblick

Nach einer leicht verkürzten Nacht, weil irgendwann der Generator angesprungen war, gingen wir früh ins Haupthaus. Uns begrüßte weltklasse Wetter und im Restaurant haben wir ein durchaus leckeres Frühstück bekommen. Wir lernten auch die Eigentümerfamilie kennen. Dies sind Patty, Bob und ihr Sohn Jamie. Die Arthurs leben und arbeiten schon seit über 40 Jahren auf Pohnpei und das Hotel haben sie selbst erbaut. Wir besprachen kurz die Tauchprozedur für den nächsten Tag und wurden dann weitestgehend in Ruhe gelassen. Leider setzte sich das weitestgehend fort. Eine aktive Gastgeberrolle, wie auf Yap, haben wir bei den Arthurs leider nicht erlebt. Das Hotel hat wirklich Potential, aber das Management versäumt es etwas dem Gast das "Daheim Gefühl" zu geben. Allerdings kann man sich bei Fragen immer an die Arthurs wenden.
Den weiteren Tag verbrachten wir in Ruhe. Das Village liegt etwas abseits und man hat nur einmal am Tag den Shuttle in die Stadt zu nehmen, weswegen wir das gute Wetter genossen und entspannten. Schließlich hatten wir in Sachen Ruhe etwas Nachholbedarf nach den wilden Tagen auf Yap.
Das Essen im Village ist wirklich gut. Es ist amerikanisch angehaucht aber qualitativ auf sehr gutem Niveau. Es gibt Steaks in verschiedenen Variationen, Geflügelgerichte und natürlich auch das was das Meer hergibt. Sehr zu empfehlen ist hierbei das Sashimi. Wir hatten jedenfalls fast jeden Abend etwas anderes und immer eine gute Wahl getroffen. Die Angestellten waren durchweg gut und serviceorientiert.

Das Restaurant

Das Tauchen auf Pohnpei ist praktisch nicht vorhanden. Es gibt ganze zwei Basen, wovon eine die im Village ist und eine weitere mehr auf japanische Gäste spezialisiert zu sein scheint. Das dies sich unmittelbar auf die Qualität der TG und Spots auswirkt, kann man sich natürlich vorstellen. Bei der Auswahl des Reiseziels war uns wichtig endlich mal an einem Ort zu tauchen wo kein anderer ist bzw. die Gruppe sehr überschaubar. So geschehen auf Pohnpei. Am ersten Tag waren wir die einzigen Taucher und das ist etwas, das wir noch nie hatten. Das Boot ist nur für uns rausgefahren und auch sonst war auf dem Meer kein anderes Tauchboot zu sehen. Die wenigen Tauchgäste die sich dorthin verirren müssen allerdings auch die Ansprüche runterschrauben was die Ausstattung der Basis und der Boote angeht. Es gibt zwei Aussenborder aus Glasfaser und an der Anlegestelle ist nur ein Barracke mit ein wenig Zubehör. Leihequipment gibt es etwa 5 Automaten und Jackets und auch sonst ist es eher provisorisch eingerichtet. Aber das haben wir uns schon gedacht und somit waren wir auch nicht überrascht. Wichtig ist das der Guide was auf dem Kasten hat, die Ausrüstung ok ist und die Spots was taugen.
Unser Guide, Stamp, ist ein alter Hase in den Gewässern um Pohnpei. Er macht eigentlich alles: Ist Guide, Bootsführer und Basisleiter in einer Person. Er hat schon viele hundert TG vor Ort gemacht und kennt die besten Plätze, wie wir auch feststellen konnten. Am ersten Tag ging es in den Südwesten der Insel zum Pohaloang Pass. Die Insel ist von einem Saumriff umgeben, der durch diverse Kanäle unterbrochen wird. In den meisten dieser Kanäle wird auch getaucht. Je nach Strömung an den Außen- oder Innenseiten des Riffs und bei einlaufender Strömung auch gern in den Kanal hinein. Wir machten beide TG am Pass und während wir zunächst auf der Außenseite blieben, ging der zweite TG in den Kanal rein. Auch hier konnten wir uns davon überzeugen, dass der Zustand der Korallen wirklich ziemlich gut ist. Keine Bleiche, hier und da mal ein paar Stellen wo Anker wahrscheinlich etwas zerstört hatten, aber ansonsten wirklich schöne und belebte Riffe. Beim zweiten TG im Kanal haben wir die wohl größte Barrakudaschule unseres Lebens gesehen. Keine Ahnung wieviele Tiere es waren, aber dicke dreistellig. Das ganze durften wir bei strahlendem Sonnenschein erleben, was die Wirkung der Farben natürlich noch verstärkte.

Barrakudaschwarm



Los quatro anonymos

Nach den TG war immer Ruhe angesagt. Entweder ein kleines Nickerchen, oder auch die Urlaubslektüre fand mal wieder Beachtung. Es war ja Zeit! Die eingeschränkten Möglichkeiten an Aktivitäten ließen ja nicht viel mehr zu.
Für den zweiten Tag wurde uns eine weitere Taucherin avisiert. Anne lernten wir am folgenden Tag kennen. Sie war allein von Kosrae gekommen und wollte noch ein paar Tage in Pohnpei tauchen. Wie sich herausstellte war sie nicht zu zart besaitet und so hatten wir die kommenden drei Tage viel Spaß miteinander.
Der zweite Tauchtag war erstmal bewölkt. Wir wollten die bekannte "Manta Road" ansteuern. Ein Spot, der, wie der Name schon sagt, Mantas verspricht. Er liegt nicht weit vom Hotel weg innerhalb der Lagune und besteht aus einem unterseeischen Hügel, den man umrunden kann. Beim Abstieg orientierten wir uns an der Ankerleine und kaum unten angekommen signalisierte und Stamp, mit seinen flatterhafen Bewegungen, schon etwas "fliegendes". Es stellte sich als ein Adlerrochen heraus, der ein, zwei Minuten in einiger Entfernung seine Kreise zog. Das war ja schon ein Anfang nach Maß und wir setzten unsere Runde fort, ohne allerdings viel spannendes zu sehen. Während wir also etwas rumdümpelten und umherblickten, vernahmen wir wieder das vertraute Klingen des Metallstabs gegen die Tauchflasche. Wild gestikulierend gebot er uns auf den Grund zu gehen, was wir auch taten, und kurz darauf kam hinter einem Korallenblock ein erster Manta hervor und dahinter noch ein zweiter. Langsam bewegten sie sich an uns vorbei und musterten uns neugierig. Wir hielten uns noch ein paar Minuten dort auf und die beiden kamen nochmal zurück. Hinzu gesellte sich noch ein weiterer Manta, von der Gegenseite, der direkt über uns hinwegschwebte und keinerlei Anstrengung zeigte, während wir, mit Kamera in der einen Hand und die andere zum festhalten benutzend, schwer gegen die zunehmende Strömung ankämpften.

Manta an Manta Road


An der Oberfläche hatte sich das Wetter nochmals verschlechtert, weswegen Stamp uns zu einem Unterstand auf einer unbewohnten Insel fuhr. Kaum angekommen begann es derart zu regnen, dass wir teilweise keine 50m weit schauen konnten. Die Pause dehnten wir deshalb etwas aus, aber nach knapp 2 Std. nutzten wir eine kurze Pause um wieder hinaus zu fahren. Im Regen konnten wir sogar unsere Haare mit dem Shampoo waschen, das eigentlich für die Maske gedacht war.
Der TG war wiedereinmal von sehr schönen Korallen und viel Rifffisch geprägt. Wir konnten diesmal vor allem eine tolle Neonsternschnecke sehen, aber auch schöne Anemonenfische, Rochen usw. Den dritten TG schenkten wir uns, da es außerhalb des Wassers recht kalt war und fuhren ins Hotel. Für den Rest des Tages hörte es nicht mehr auf zu regnen und selbst in der Hütte war irgendwie kein trockenes Kleidungsstück zu finden, da die hohe Luftfeuchtigkeit alles klamm hatte werden lassen. Die offene Bauweise der Bungalows ist zwar sehr reizvoll, man sollte aber bedenken, dass es bei Regen auch in den Bungalows mal etwas naß werden kann.

Unser offenes Zimmer

Wir hatten einen großen Wunsch für diesen Urlaub gehabt. Das benachbarte Ant (Ahnd) Atoll soll taucherisch ein echtes Highlight sein. Es ist komplett unbewohnt und soll die Möglichkeit auf große, und ich meine große, Fische bieten. Gelegentlich haben sich schon Hochseehaie dorthin verirrt und vor allem an einem Kanal für unvergessliche Erlebnisse bei Tauchern gesorgt. Dies ist ja genau das wonach wir aus sind. Wir wollen das Meer mit all seinen weniger häufig sichtbaren Bewohnern erleben und sind natürlich heiß auf gerade solche Opportunitäten, die sich bieten. Auf Yap war uns ein solcher TG leider wegen der Witterung versagt geblieben, aber hier sollte es nun klappen wenn ein Tag mit weniger Wellengang wäre.
Am nächsten Morgen kam Jamie freudig zu uns drei an den Frühstückstisch und verkündete, dass wir einen Versuch starten würden. Nach dem verregneten Vortag, genau die richtige Einstimmung in den Tag. Die Überfahrt lief ziemlich reibungslos, aber wir merkten, das man außerhalb des Windschattens der Berge, im offenen Meer, doch deutlich den Wellengang zu spüren bekam. Die Inseln des Atolls sind wunderschön. Ein wahrer Südseetraum! Palmen und Sandstrände waren etwas, das in diesem Urlaub noch nicht vorgekommen war. Weder auf Yap noch Pohnpei hatten wir einen Strand besuchen können.

Im Ahnt Atoll, auf der Insel Pamuk

Im Westen des Atolls, auf der windabgewandten Seite machten wir unseren ersten TG. Dieser fand an einer Steilwand statt und wir hatten gleich zu Beginn einen neugierigen Grauen Riffhai sowie ein paar Weissspitzen. Danach jedoch wurde es irgendwie unspektakulär, aber uns blieb ja noch ein weiterer TG. Wieder an der Oberfläche, konnten wir viele Vögel beobachten, die durch die Wasseroberfläche stießen um Beute zu fangen. Wir umkreisten diese Stelle mehrfach und ich wartete darauf, das Stamp den Motor abstellte damit wir reinspringen konnten. Allerdings hatte er nicht die Absicht zu tauchen. "Zuviele Haie" meinte er "viel zu gefährlich." Ja, Kruzifix... deswegen waren wir doch da... Die Oberflächenpause verbrachten wir an einem traumhaften Strand bei strahlendem Sonnenschein. Ein paradiesischer Ort den wir nur ungern wieder verlassen wollten, aber der zweite TG rief und der sollte im Tauenai Kanal stattfinden, dem möglichen Highlight unseres Urlaubs. Nach dem Strömungscheck entschied Stamp den Einstiegsort zu ändern, da die Strömung gedreht hatte. Die Sicht war ordentlich und wir schwammen in den Kanal, nur um bald umzukehren, da wir nun doch gegen die Strömung anschwammen. Wir bekamen leider auch nicht sonderlich viel von dem zu sehen was wir erhofft hatten, aber so kann es nunmal gehen. Gerade wenn die Erwartungen sehr hoch sind, ist die downside auch am größten. Dafür haben wir wenigstens einen Flammen-Zwergkaiserfisch gesehen, den wir erstmalig bewundern durften.

Flammen-Zwergfeuerfisch

Wie ich schon erzählte, liegt auf Pohnpei die Hauptstadt und es stellt auch die bevölkerungsreichste Insel der FSM. Hier dürfte auch das Handelszentrum Mikronesiens liegen, denn vor Kolonia lagen immer etliche Schiffe vor Reede. Es waren Frachter, aber auch Fischtrawler der größeren Art. Bei uns machte sich ein wenig der Eindruck breit, als das die Insel ihre natürlichen Resourcen verscherbelt. Eine Frage die unbeantwortet blieb, aber ein ungutes Gefühl hinterließ.



Nan Madol mit blindem Passagier

Kulturell hat Pohnpei auch ein bisschen was zu bieten. Am folgenden Tag machten wir eine Landtour und diese begann erstmal mit einer Bootsfahrt. Das erste Ziel lag im Südosten der Insel. Nan Madol! Diese alte Ruinenstadt ist zwischen 500 und 800 Jahre alt und wurde durch die alte Hochkultur der Saudeleurs errichtet. Heute stehen davon, wie gesagt, nur noch Ruinen und sind teilweise überflutet. Nan Madol wird deshalb auch Venedig des Pazifik genannt. Für uns eine Gelegenheit diese mit einem Kajak zu erkunden. So konnten wir die Ruinen und umliegenden Dschungelgebiete paddelnd erkunden, was ein großer Spaß und wirkliches Highlight war. Während wir so paddelten bemerkte ich im Blickwinkel eine Bewegung und erschrak zu Tode als eine kleine Eidechse auf mich zustürmte. Sie war allerdings nur auf der Suche nach einer trockenen Mitfahrgelegenheit und nachdem sich der erste Schreck gelegt hatte, krabbelte sie an mir hoch und nahm auf meinem Hut Platz. Die Zutraulichkeit aber nahm soweit zu, das sie mir gepflegt auf meine Kopfbedeckung kackte.

 
Insel Na

Nach der Mittagspause auf einer weiteren traumhaften Insel ging es zu einer weiteren Schönheit auf Pohnpei. Die Insel ist reich an Wasser. Immerhin gibt es dort Niederschläge von durchschnittlich 5.000mm/m², was es zu einem der feuchtesten Orte der Welt macht. Es gibt dort einige Wasserfälle, von denen der Kepirohi einer der bekanntesten ist. Wir machten einen kurzen Spaziergang dorthin und bekamen einen wirklich schönen und friedvollen Ort zu sehen. Man läuft einen schmalen Weg in den Urwald hinein und nach ca. 10 Min steht man vor dieser Naturgewalt.

Keipirohi Wasserfall

Wir befanden uns noch immer im Süden der Insel und traten den Rückweg an. Als letzte Aktivität des Tages stand Schnorcheln bei Manta Road an. Was wir mit einem müden Lächeln quittierten sollte ganz anders werden als erwartet. Dort angekommen machten wir uns fertig und hüpften ins Wasser. Die Sicht war nicht doll und es passierte auch nicht wirklich viel. Anne war schon ne Ecke weg und wir zwei hatten schon bald genug "gesehen". Auf dem Weg zum Boot entdeckten wir den ersten Manta, wie er in ca. 5m Tiefe unter uns vorbeizog und dann ging alles Schlag auf Schlag. Im Schlepptau zog er einen riesigen Schwarm Füssiliere her, die praktisch direkt unter der Wasseroberfläche durch das Plankton zogen. Dabei machten sie keinen Bogen um uns sondern wir fanden uns schon bald inmitten des Schwarms und konnten direkt zuschauen wie sie sich die Mägen vollschlugen. Solange wir nicht versuchten nach ihnen zu greifen, was durchaus möglich war, entfernten sie sich nur wenn die Planktonwolke weiterzog. In der zwischenzeit kamen weitere Mantas und drifteten auf uns zu um kurz vor dem Zusammenprall in die Tiefe zu verschwinden. Dabei machten sie Loopings und genossen die Völlerei. Wir waren total geflasht und es wollte nicht aufhören. Die Füssiliere bildeten eine Wand, die vielleicht einen Meter breit war, 5-10m in die Tiefe und bis ans Ende der Sichtweite reichte. Wenn sie weiterzogen mußten wir nur folgen um zu den Mantas zu gelangen, denn diese waren die Speerspitze.

Wand von Füssilieren

Sogar schwarze Mantas sahen wir und bei einem so reich gedeckten Tisch, kamen auch noch Haie dazu. Ich weiß nicht wie lange wir letztendlich im Wasser waren, aber noch vom Boot aus konnten wir die Flügelspitzen des Mantas an der Oberfläche sehen. Anne war sogar noch besser positioniert, denn sie war immer genau mittendrin. Absolute Endstufe, würde ein bekannter Promi dazu sagen... Sowas ähnliches hatten wir uns am Tag zuvor erhofft, aber so konnten wir wieder einmal erleben, dass in der Natur alles kann, aber nichts muß.


Mantas und wir


Abends war leider nicht viel los. Obwohl das Restaurant auch mit Einheimischen gut besucht war, kam irgendwie nie so richtig Stimmung auf. Die Kulisse und das Essen geben wirklich einiges her, aber leider wird da nicht viel draus gemacht. Hier besteht, genauso wie beim Ausschöpfen des Potentials des gesamten Resorts, noch Nachholbedarf. Die Mitarbeiter aber sind sehr hilfsbereit und aufmerksam. Durch Anne hatten wir aber etwas Abwechslung und so konnten wir einiges erzählen und machten das beste aus den Abenden.
Am vorletzten Tag fuhren wir nochmal hinaus aufs Meer um zwei letzte TG zu machen. Nachdem wir zwei Tage zuvor einen TG wegen des Regens gecancelled hatten, fuhren wir nochmal zum Mwand Pass, den wir bei einlaufender Strömung betauchen wollten. So geschah es auch und während es erstmal unspektakulär anfing, wurde es zum Ende hin immer besser. Die Korallenriffe waren wieder schön und gut erhalten. Es gab die üblichen Verdächtigen wie Schnapper, Füssiliere usw. und auch ein Hai verirrte sich in einiger Entfernung in unser Blickfeld. Stamp bedeutete uns ihm zu folgen und so gingen wir tiefer, obwohl der TG schon dem Ende zuging und dann sahen wir auf etwa 30m eine Schule von etwa 50 jungen Blacktips über einem Plateau. Toll! Beim Aufstieg "flog" noch ein Adlerrochen vorbei und einen Napoleon sahen wir auch noch.

Hundezahntunas zwischen uns

Der zweite TG fand innerhalb der Lagune statt, an einer Wand namens Areu Wall. Die Sichtweiten waren nicht berauschend aber somit konnten wir uns auf die Wand konzentrieren und das haute uns völlig um. Ich kann mich kaum an eine Wand erinnern, die so vielseitig, bunt und gut erhalten ist. Riesige Gorgonien mit Größen von bis zu 4x2m, Peitschenkorallen und viele bunte Fische machten diesen TG zu einem krönenden Abschluß. Stamp hatte sich über die Tage als ein sehr relaxter Guide, der sich prima auskennt herausgestellt.


Areu Wall und seine Bewohner

Der Rest des Tages und den kommenden Tag verbrachten wir mit Packen und Entspannen. Wir hätten auch nicht viel mehr machen können, denn es regnete eigentlich nur einmal. Es ist, wie schon gesagt, einer der regenreichsten Orte der Welt und obwohl der März eher einer der trockneren Monate sein soll, so hat es doch fast jeden Tag geregnet. Mal mehr mal weniger, aber es war auf Dauer schon etwas nervig, vor allem da man nirgendwo richtig trocknen konnte. Allerdings hatten wir bei unseren Ausfahrten immer Glück und so haben wir unser Pensum fast völlig geschafft.
Während ich noch auf das nächtliche Kolonia zurückblickte, fragte ich mich wie mein Fazit sei. Schließlich war die Insel ja die große Unbekannte auf unserer Reise. Was soll ich sagen? Auf der einen Seite stehen die vielen hervorragenden Tauchspots, die reichhaltige Natur und auch Nan Madol. Auf der andern das ungewisse und teilweise launische Wetter, sowie das etwas seltsam anmutende Resort, Bates Motel, wie Onkel treffend bemerkte. Es war schon aufregend einen fast weißen Fleck auf der Landkarte zu besuchen, aber auch schade, dass die Möglichkeit der Kommunikation von Seiten des Hauses nicht sonderlich gefördert wurden.

Kalangan, Pohnpei!

Meine Top 5 Spots:

1. Areu Wall
2. Manta Road
3. Mwand Pass Outside
4. Pheleng Pass Inside
5. Tauenai Pass/ Ant Atoll


Unser Zeitplan war eng gesteckt und nach jeweils einer Woche Yap und Pohnpei ging es auf die dritte und letzte Etappe. Wir besuchten zum dritten mal Guam und nach einer kleinen Shoppingtour verabschiedeten wir uns endgültig von dieser amerikanischen Enklave inmitten des Pazifik. Es ging, nach zwei Wochen Abgeschiedenheit, ins pulsierende Leben von Hong Kong.


Größere Kartenansicht

Die Ankunft nachts ließ uns die Glitzermetropole in voller Pracht erleben. Auf dem Highway haben wir schon einen Eindruck vom Bevölkerungsproblem dieser Stadt bekommen. Hier wird nicht in die Fläche gebaut, sondern in die Höhe. Die Hochhaussiedlungen kann man schon aus dem Flieger gut erkennen, jedoch ist nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen ob es sich eher um sozialen Wohnungsbau handelt oder um großzügige Wohnungen für Besserverdienende.
Unser Hotel war das Regal Riverside im neueren Stadtteil Sha Tin. Er liegt jenseits der Lion Rock Bergkette, in den New Territories. Es ist in den 70er Jahren entstanden und überwiegend von Hochhäusern geprägt.
Nachdem wir am ersten Abend nur noch etwas in Zimmer gegessen hatten und uns zügig ins Bett begaben, konnten wir am folgenden Tag früh starten. Im Frühstücksrestaurant hatten wir freien Blick auf den Pool, wo sich eine Fussballmannschaft mit Gymnastik auf Trab brachte. Wir fragten uns was es für eine Mannschaft sei, konnten aber nur anhand des Sponsors eine Vermutung anstellen. Aber noch während wir Nachschlag holten, kamen sie rein und ich sprach einen der Jungs an. Es stellte sich heraus, daß es sich dabei um Yangoon United aus Myanmar handelte, die zu einem internationalen Pokalspiel angereist waren.
Den Ruf als High Tech Stadt konnten wir schon bei der Fahrt mit der Metro bestätigen. Fast jeder war mit seinem Handy beschäftigt. Es wurde getippt, gescrollt und sogar Filme geschaut. Das Metronetz der Stadt heisst MTR und besteht seit 1979. Die Hauptpfeiler sind dabei die MTR Züge im Stadtzentrum und die KCR Züge, die in die Vororte fahren.
Erstes Ziel war Victoria Harbour, einer der bekanntesten Häfen der Welt. Vorbei am Peninsula konnten wir einen Blick auf die Skyline von Central District auf Hong Kong Island werfen. Allerdings war der Blick durch Nebel getrübt. Auf der Avenue of Stars bewegten wir uns zum Hafen der Star Ferry, von wo aus wir hinüber wollten. Direkt neben der Ferry liegt auch der bekannte Clocktower, der schon seit 1915 im Viertel Tsim Sha Tsui steht.

Avenue of the Stars

In HK ist das Thema Transport sehr gut durchdacht. Mit Hilfe der Octopus Card kann man alle Fahrten, egal ob Bus, Bahn oder Fähre, bargeldlos bezahlen und das ganze ist zudem günstig. Man bekommt sie an jedem Bahnhof an den Fahrkartenhäuschen. Aufladen geht dann an Automaten.



Blick nach HK Island mit Star Ferry

Als nächstes ging es rüber nach HK Island. Central ist das Viertel in dem die meisten Hochhäuser stehen, praktisch alle Banken vertreten sind und sich viele Malls angesiedelt haben. Das ursprüngliche HK befindet sich dort eher auf dem Rückzug, aber wenn man mal ein paar Ecken weiter geht, kann man es noch finden und erleben. Inmitten der ganzen Häuserschluchten schlängelt sich die einzige doppelstöckige Straßenbahn der Welt. Sie gehört zum Straßenbild der Stadt genauso wie der Bank of China Tower oder die Nathan Road. Sie verkehrt von Ost nach West und so kann man sich relativ schnell durch Central transportieren lassen.

Doppelstöckige Staßenbahnen in Central

Nachdem wir uns kurz in der Glitzerwelt der Designershops und Malls rumgetrieben hatten, wollten wir einen der bekanntesten Tempel der Stadt ansteuern. Der Man Mo Tempel ist den beiden namensgebenden Göttern geweiht, Man, dem Gott der Literatur und Mo, dem Gott des Krieges. Im Tempel brennen überall Kerzen und es duftet nach Räucherstäbchen. An den Decken hängen Kringel mit roten Kärtchen, mit Bitten an die Götter, die wenn sie in Rauch aufgegangen sind, direkt zu ihnen transportiert werdensollen. Ein wunderbarer und mystischer Ort.

 

Eindrücke aus dem Man Mo Tempel

Weiter ging es zur Western Market bzw. der Markthalle im Urban Council SheungWan Complex. Der Markt war, sagen wir mal: interessant. Es wird dort alles mögliche verkauft. Vögel, Fleisch, Fisch und Gemüse. Ob sie in dieser Form allerdings in Deutschland feilgeboten werden dürften, wage ich zu bezweifeln.
Der Hunger machte sich bemerkbar und da wir schonmal da waren, wollten wir im Restaurant über dem Markt essen gehen. Oben bot sich uns ein Bild, das uns einerseits amüsierte aber auch umhaute. Das Restaurant war eine riesige Halle mit zig kleinen Buden die Essen anboten. Die Idee mit dem Essen dort verwarfen wir aber recht schnell, denn es war alles auf kantonesisch angeschrieben und wir wollten es tunlichst vermeiden etwas zu essen, das wir nicht essen wollten.

Speisesaal im Marktgebäude

Das Thema Essen genießt in HK einen hohen Stellenwert. Überall gart und brutzelt es, und häufig weht einem ein leckerer Duft um die Nase. Es gibt ein Sprichwort, das besagt, dass ein (Süd)Chinese alles ißt was vier Beine hat, außer einen Tisch, und den Rücken zur Sonne hält. Nun, das stimmt, aber man bekommt nicht alles überall. In der Regel bekommt man viele Variationen von Hühnchen und Schwein, aber es wird leider immernoch häufig Haifischflossensuppe oder Schildkrötenfleisch angeboten. Dies sind, im Land der aufgehenden Sonne, wahre Delikatessen. Es gibt dort eigentlich nichts was man für Geld nicht kaufen kann und je seltener, desto teurer und begehrter ist es auch. Überhaupt scheint mir, das der Schein mehr zählt als das sein. Ich werde noch drauf zu sprechen kommen, aber gerade die extrem teuren Gerichte, sind geschmacklich nicht immer die Offenberung. Stellt sich also die Frage ob das Essen manchmal wirklich eher als eine Art Statussymbol gesehen wird, oder ob wirklich der gute Geschmack im Vordergrund steht. Auch das viele Sachen aphrodisierend wirken sollen konnte ich nicht bestätigt sehen, denn ich bin keinem testosteronstrotzenden Männern begegnet. Für mich als Taucher hat es mir in der Seele weh getan zu sehen wofür diese tollen Kreaturen doch manchmal aus dem Meer geholt werden. Aber es spielt keine Rolle, denn solange die Nachfrage da ist, wird auch alles rangekarrt. Und die Nachfrage ist ungebrochen. Dies ist leider einer der negativen Dinge die uns in HK aufgefallen ist.
Der Western Market ist ein alter Ziegelsteinbau der ursprünglich ein Stadtmarkt war. Heute befinden sich viele kleine Läden darin und im Obergeschoß das Restaurant "The Grand Stage", in dem wir kurzerhand einkehrten. Das wir die einzigen waren, die keinen Anzug trugen störte uns dabei nicht im geringsten. Wenn man sich mit Dim Sum nicht auskennt, ist es schwierig das richtige zu wählen, aber wir hatten Glück, denn es war kein richtiger Reinfall dabei und doch einige Sorten, die sehr lecker waren.

The Grand Stage

Weiter ging es zu den Mid-Level-Escalators, einer Kombination aus verschiedenen Rolltreppen, die den unteren Teil der Stadt mit den Wohnhäusern der höher gelegenen Midlands verbinden. Das Ganze erstreckt sich über ca. 800m und ist einen Besuch wert.

Mid Level Escalators

Ein beliebtes Geschenk/Mitbringsel kann man in der kleinen ManWa Lane finden. Dort haben sich die Stempel- und Siegelmacher der Stadt angesiedelt. Auch wir haben zugeschlagen und innerhalb von etwa einer Std. unsere Stempel bekommen. Dabei kann man den gewünschten Namen aus einem großen Register aussuchen und wird eigentlich immer fündig.
Es wurde schon Nachmittag und wir wollten noch unbedingt den Bank of China Tower sehen, also nahmen wir wieder die Tram und waren schon bald da. Von dort kommt man auch schnell zur Peak Tram. Diese fährt hinauf zum Peak, einem der besten Aussichtspunkte der Stadt, allerdings an diesem Tag nicht für uns, da wir noch ein wenig durch Kowloon wollten.

Bank of China

Was das shoppen angeht, so findet man in HK eine nahezu unerschöpfliche Vielfalt an allem was man sich vorstellen kann. Es gibt Malls, Boutiquen und Märkte. Oftmals gibt es bestimmte Straßen, die sich nur auf bestimmte Güter spezialisiert haben. So liefen wir durch eine Straße in der es nur Brautmodenläden gab. Unser Ziel allerdings war die Fa Yuen Street in der ein Senakerladen am nächsten liegt. Dutzende Shops mit nur einer Ware: Turnschuhe! Ein Paradies... Allerdings stellte sich schon bald heraus, dass viele Schuhe sich wiederholten. Dennoch ein Erlebnis und als es dunkel wurde, wurde es voller als in Indien.

Fa Yuen Street

Nach einer Nacht, in der wir geschlafen haben wie Babys, stärkten wir uns beim Frühstück für den bevorstehenden Tag. Wieder trafen wir das Team von YUFC und wir fragten zwei europäische Spieler, die dort ihr Geld verdienen, wo denn das Spiel an jenem Tag genau stattfände. Da entgegnete uns einer der beiden: "Bangkok". Etwas verdutzt schauten wir uns an, als sein Kollege ihn korrigierte und meine, es fände im Mong Kok Stadion statt. Was ein Glück muss nicht jeder Spieler eigenständig zu Auswärtsspielen anreisen...
Genau nach Mong Kok führte uns auch unser erstes Ziel. Der Blumenmarkt der Stadt ist ein beliebtes Ziel für Einheimische, wie Touristen und dem wollten wir nicht nachstehen. Er zieht sich über die gesamte Länge der so treffend benannten Flower Market Road. Ein Blumenladen neben dem anderen mit wirklich vielen schönen und exotischen Pflanzen gab es zu sehen. Direkt an der Straße liegt auch der Eingang zum Stadion, das sich als moderne und ansehnliche Spielstätte des Heimvereins Citizen FC präsentiert.

Flower Street Market

Am Ende der Straße schließt sich gleich der Vogelmarkt an. Diesen wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen und begaben uns mitten hinein. Inmitten einer schönen Kulisse gab es alles was den geneigten Vogelliebhaber glücklich macht. Vögel gab es natürlich auch, jedoch wieder etwas befremdlich, die Haltung von teilweise zig Vögeln in einem Käfig. Man sah sie in allen Farben und Größen, und einige konnten sogar Salti vollführen. So romantisch ich mir das auch vorgestellt habe mit den kunstvoll gefertigten Bambuskäfigen und den alten Herren, die ihre Vögel spazieren trugen, so ernüchternd war es dann auch wieder. Irgendwie sind Vögel doch ein Symbol der Freiheit und in dieser auch am schönsten.

Auf dem Vogelmarkt

Wir hatten genug gesehen und marschierten nach Süden. Auf dem Weg passierten wir den Ladies Market mit seinen vielen Buden und Ständen voller Klamotten und Accesoirs für Frauen, liefen die Nathan Road hinab und kamen schließlich an ein weiteres Ziel, nämlich den Tin Hau Tempel. Er war ähnlich aufgebaut wie der ManMo Tempel, nämlich mit drei Flügeln, die jeweils unterschiedlichen Gottheiten geweihte Schreine enthielten.

 


Im Tin Hau Tempel

Während der nördliche Teil der Nathan Road doch eher von kleinen Läden, die eher Billigwaren verkaufen geprägt ist, erreichten wir im südlichen Teil die Glitzerwelt der Weltmarken. Hier reihten sich ein Boutique an den nächsten Flagshipstore und die Bauten wurden auf immer schicker und aufwendiger. An der Haltestelle Tsim Sha Tsui betraten wir eine Mall, den iSquare, und wollten nach ein paar Mitbringseln schauen. Im Endeffekt haben wir die Gelegenheit auch genutzt um einen Happen zu Mittag zu essen. Nach all dem Asiafood war uns mal wieder nach italienisch, weswegen wir das Carpaccio in der obersten Etage wählten, das mit einem sehr ordentlichen Mittagstisch aufwartete.
Fast am südlichsten Zipfel von Tsim Sha Tsui liegt nochmal ein Hingucker, den man vom Fährhafen gar nicht richtig wahrnimmt. Es handelt sich dabei um das ehemalige Hauptquartier der HK Marinepolizei, heute als Heritage 1881 bekannt. Ein toller, alter viktorianischer Bau, der heute ein Luxushotel und zahlreiche Edelboutiquen beherbergt. Dennoch auch einen Besuch wert um sich ein kleines Bild von den "good old times" zu machen, als hier noch die Queen bzw. deren Vorgänger das Zepter schwangen.

 

Heritage 1881

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir überwiegend mit shoppen bzw. dem dazugehörigen rumlaufen. Empfehlen möchte ich dafür die gigantische Mall im Ocean Terminal, unweit des Fährhafens.
Ach ja, wir waren auch noch in Whampoa Garden. Ein Ort, der durch seinen ungewöhnlichen "Baustil" bereits durch die weltweite Presse ging.

Whampoa Garden

Der letzte Abend stand an und das ist für uns immer ein Anlaß nochmal einen gediegenen Ausklang für den Urlaub zu finden. Dies machen wir immer in Form eines guten Essens bei dem wir uns die Köstlichkeiten der heimischen Küche genießen. Unsere Wahl war diesmal auf das Tin Lung Heen gefallen, das sich im 102. Stockwerk des ICC Towers befindet.

Das ICC

Die Einrichtung bzw. das Ambiente waren sehr ansprechend und einladend. Wir hatten sogar einen Festerplatz bekommen, von dem wir aber letztendlich nicht viel hatten, denn es war so neblig, dass wir nicht mal das Symphony of Lights sehen konnten, für das wir rechtzeitig eingetroffen waren.

Teeschrank im Tin Lung Heen

Als es an die Auswahl der Speisen ging, mussten wir uns, entgegen unserer üblichen Entschlußfreudigkeit, etwas mehr Zeit lassen. Sich eine Vorstellung von dem zu machen, was es gab, fiel uns zunächst etwas schwer, vor allem da wir davon ausgegangen waren, dass wir Dim Sum bekämen, wovon aber weit und breit nichts zu sehen war. Nach einer gewissen Zeit hatten wir zumindest schon einmal die Vor- und Hauptspeise gewählt und überlegten uns, ob es noch etwas als Zwischengang sein könnte. Ich entschied mich doch für eine Schwalbennestsuppe, die mich schon immer sehr neugierig gemacht hatte. Onkel wollte spontan Entscheiden ob er noch einen Zwischengang nehmen sollte. Als Hauptgang hatte ich Wagyu Rind genommen, besser bekannt als Kobe Rind.

Weinschrank

Die Bestellung wurde aufgenommen und nachdem ich als Zwischengang meine teuerste Suppe ever, für satte 30€, gewählt hatte, nahm er auch Onkels Bestellung entgegen. Danach wurde auch mein Hauptgang notiert und als er sich wieder Onkel zuwandte, konnte dieser, obwohl sich kurzfristig gegen einen Hauptgang entschieden zu haben, natürlich nicht mehr zurück und orderte auch noch im Wok gebratene Foie Gras.
Die Vorspeise, frittierte Lotuswurzel, war nicht schlecht, aber auch kein Hochgenuss und so freuten wir uns auf unseren Zwischengang. Für mich kam eine ordentlich gefüllte Schale, während mein Sitznachbar eine sehr überschauliche Portion Schwalbennestsuppe mit Krebsfleisch bekam, bei der es schien als sei der Preis in dem Maße gewachsen, wie die Größe der Portion abgenommen hatte. Nun wollt ihr wissen ob sich das auch gelohnt hat, etwas zu essen, wofür man sonst zu zweit einen Abend bestreitet? Nun, es war ein Reinfall! Die Suppe schmeckte wie Hühnerbrühe, und nun komme ich zu dem was ich weiter oben schon angeschnitten hatte, nämlich dass der Preis nicht immer mit dem Geschmack korreliert. Dafür war das Rind ein wirklicher Genuß und sehr lecker mit Gemüse zubreitet, genauso wie das Dessert, eine Mangosuppe mit Sago.
Alles in allem muß ich sagen, dass das kulinarische Erlebnis irgendwie ein wenig an uns vorübergegangen ist. Eigentlich halten wir uns für offene und vielseitig interessierte Esser, aber gerade die Spezialitäten der Kantonesischen Küche waren langweilig und einfach nur teuer.
Dafür haben wir im Anschluß noch einen Absacker in der Lounge Bar auf der gleichen Etage. Dort hängen zwei gigantische Leuchter, die eigentlich ein Abzug für einen Kamin darstellen, der allerdings (noch) nicht betrieben werden darf, mit über 50.000 einzelnen Kristallen. Die Sicht hatte sich in der Zwischenzeit gebessert und so konnten wir noch die Aussicht aus HK höchstem Haus genießen.

Kristallleuchter im Ritz

Bis zum Abflug am folgenden Tag blieben uns ein paar Std., die wir noch mit packen, entspannen und einem Gang ins Spa nutzten. Während die Stunden verstrichen, war auch irgendwann Zeit für ein Mittagessen, das wir in einem kleinen, unscheinbaren Restaurant um die Ecke zu uns nahmen. Für einen Preis der Vorspeise vom Vorabend haben wir diverse leckere Dim Sum bekommen und haben sogar nochmal nachgeordert.
Später, im Flugzeug, erlebten wir ein Deja Vu. In unserer Reihe funktionierte mal wieder weder Inflight Entertainment noch Licht. Im Gegensatz zu unserer Reise vor zwei Jahren, wurde aber alles, bis aufs Licht, doch noch i.O. gebracht.
HK ist eine geile, energiegeladene Stadt, die so viele Facetten hat, das man es gar nicht alles greifen kann. Einerseits ist sie modern und weltoffen, anderseits noch sehr traditionell und fremdartig. Ich denke es wird noch einige Besuche dauern bis wir sie annähernd verstehen und begreifen können.
Wir kommen wieder!

Ein paar weiterführende Links:

Und noch ein Tipp als Pflichtlektüre: Noble House HK von James Clavell.